Taiwans Präsidentin zufrieden
Im Zentrum der Hauptstadt Taipeh bejubelten nach der Abstimmung in Taiwan Zehntausende Befürworter die Entscheidung. Taiwans Verfassungsgericht hatte sich bereits vor zwei Jahren für die Homoehe ausgesprochen. Regierung und Parlament waren aufgefordert, die Gesetze des Landes zu überarbeiten. Das neue Gesetz regelt etwa Fragen der Erbschaft oder die Adoption von Kindern. Auch sind Strafen für Ehebruch vorgesehen. Es sei ein Tag, auf den Taiwan stolz sein sollte, sagte Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen nach der Abstimmung. "Die Welt wird Taiwan als ein fortschrittliches Land sehen, weil der legale Schutz der Liebe jedem gleichermaßen gewährt wird", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite.
Befürworter sehen "neues Kapitel in der Geschichte" des Landes
Die taiwanesische Allianz zur Förderung der bürgerlichen Partnerschaftsrechte begrüßte das Gesetz als "neues Kapitel in der Geschichte" des Landes. "Ich und mein Partner werden unsere Ehe am 24. Mai registrieren, wenn das Einwohnermeldeamt öffnet. Ich kann es kaum noch erwarten", sagte Chien Chih-chieh, der Generalsekretär des Bündnisses, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir in Taiwan haben in den letzten Jahrzehnten gezeigt, wie wichtig Menschenrechte, Demokratie und Vielfalt sind", sagte Chen Ji-yu, eine 31 Jahre alte Geschäftsfrau in Taipeh: "Hier geht es um die Bedeutung individueller Rechte und darum, dass Menschen unterschiedlich sind."
Gegner fürchten um Traditionen
Gegner der Homoehe zeigten sich dagegen bestürzt. "Ein Todesstoß für unsere traditionellen menschlichen Beziehungen", nannte Yu Hsin-yi, der einem Bündnis gegen die gleichgeschlechtliche Ehe angehört, die Entscheidung. Die Gesetzgeber hätten den Willen eines früheren Referendums ignoriert, wonach die Ehe als eine Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau definiert werden sollte. Tatsächlich hatte sich bei einem Referendum im November 2018 noch eine Mehrheit der Taiwaner gegen die Homoehe ausgesprochen.