Su­pre­me Court zeigt In­ter­es­se an Bay­ers Gly­pho­sat-Fall

Mit dem über 60 Mil­li­ar­den Dol­lar schwe­ren Kauf des US-Saat­gu­trie­sen Monsan­to hat sich der Che­mie­kon­zern Bayer auch teure Rechts­strei­tig­kei­ten in den USA ins Haus ge­holt. Jetzt kön­nen sich die Le­ver­ku­se­ner im Gly­pho­sat-Streit Hoff­nung ma­chen, dass der Su­pre­me Court einen weg­wei­sen­den Fall zur Über­prü­fung an­neh­men wird. Wie aus einem am Mon­tag ver­öf­fent­lich­ten Ge­richts­do­ku­ment her­vor­geht, will das höchs­te US-Ge­richt die Mei­nung der US-Re­gie­rung zu dem Fall ein­ho­len.

Rück­stel­lun­gen für den "worst case"

Soll­ten die US-Rich­ter den Fall zur Ver­hand­lung an­neh­men, hätte ihr Ur­teil Si­gnal­wir­kung. Von einem mög­li­chen Sieg ver­spre­chen sich die Le­ver­ku­se­ner, die Strei­tig­kei­ten um an­geb­li­che Krebs­ri­si­ken gly­pho­sat­hal­ti­ger Un­kraut­ver­nich­ter im Grun­de be­en­den zu kön­nen. Für den Fall, dass der Su­pre­me Court sich mit dem Gly­pho­sat-Ver­fah­ren nicht be­fas­sen will oder letzt­lich gegen Bayer ent­schei­det, hatte der Kon­zern im Som­mer Rück­stel­lun­gen von 4,5 Mil­li­ar­den US-Dol­lar ge­bil­det. Mit dem Geld würde dann ein Pro­gramm auf­ge­setzt, um in den kom­men­den 15 Jah­ren mit den For­de­run­gen neuer Klä­ger um­zu­ge­hen.

Bayer ver­weist auf US-Bun­des­recht

In dem An­trag an den Su­pre­me Court hatte Bayer mit der so­ge­nann­ten Fe­de­ral Pre­emp­ti­on ar­gu­men­tiert. Der Kon­zern ver­tritt dem­zu­fol­ge die An­sicht, Scha­den­er­satz­an­sprü­che wegen an­geb­lich feh­ler­haf­ter War­nun­gen vor Krebs­ri­si­ken könn­ten nach ein­zel­staat­li­chem Recht nicht be­stehen, wenn sie mit Bun­des­recht kol­li­die­ren. Und die ver­ant­wort­li­che Bun­des­be­hör­de habe eine sol­che War­nung ver­bo­ten. Zudem ist der Dax-Kon­zern der Mei­nung, die Zu­las­sung von Ex­per­ten als Zeu­gen der Klä­ger­sei­te habe nicht den bun­des­recht­li­chen Stan­dards ent­spro­chen. In der Su­pre­me-Court-Ent­schei­dung vom Mon­tag wird nun der so­ge­nann­te So­li­ci­tor Ge­ne­ral ein­ge­la­den, die Mei­nung der US-Re­gie­rung zu dem Fall dar­zu­le­gen. Der So­li­ci­tor Ge­ne­ral be­klei­det einen der Top-Pos­ten im US-Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um. Er ist so etwas wie der obers­te An­walt der USA und ver­tritt die Re­gie­rung unter an­de­rem vor dem obers­ten US-Ge­richt. Bayer teil­te nach der Ent­schei­dung mit, sich in der ei­ge­nen Po­si­ti­on ge­stärkt zu sehen. Soll­te alles ent­spre­chend der üb­li­chen Zeit­plä­ne lau­fen, dürf­ten die Rich­ter nun bis Ende Juni 2022 ent­schei­den, ob sie den Fall zu­las­sen. Trotz der für Bayer po­si­ti­ven Si­gna­le der Rich­ter, die In­ter­es­se zei­gen, geht die Hän­ge­par­tie nun erst ein­mal wei­ter.

Viele Fälle bei­ge­legt, Ak­ti­en­kurs wie­der ein wenig ge­stie­gen

Bayer hatte sich die teu­ren Rechts­kon­flik­te rund um Roun­dup 2018 mit dem über 60 Mil­li­ar­den Dol­lar teu­ren Kauf des US-Saat­gu­trie­sen Monsan­to ins Haus ge­holt. Nach einer ers­ten Ge­richts­schlap­pe im Som­mer 2018 war die Zahl der Klä­ger ra­sant ge­stie­gen. Der Bayer-Ak­ti­en­kurs hat sich seit­her in etwa hal­biert. Auf die gest­ri­ge Nach­richt, dass die Mei­nung der Re­gie­rung ein­ge­holt wird, stieg die Bayer-Aktie wie­der. Ei­ni­ge An­le­ger hat­ten be­fürch­tet, dass die Rich­ter den Fall di­rekt ab­leh­nen. Kon­kret geht es um den Fall des Klä­gers Edwin Har­de­man, der Gly­pho­sat für seine Krebs­er­kran­kung ver­ant­wort­lich macht und dem letzt­end­lich ins­ge­samt gut 25 Mil­lio­nen Dol­lar Scha­den­er­satz zu­ge­spro­chen wor­den waren. 2020 schnür­te Bayer dann mit An­wäl­ten der Ge­gen­sei­te ein Ver­gleichs­pa­ket. Rund elf Mil­li­ar­den Dol­lar hatte der Kon­zern dafür im Jahr 2020 zu­rück­ge­legt, für ak­tu­el­le und künf­ti­ge Fälle. Viele Kla­gen sind mitt­ler­wei­le auch bei­ge­legt.

Bayer war­tet jetzt auf Su­pre­me Court

Bayer be­tont wei­ter­hin die Si­cher­heit von Gly­pho­sat bei sach­ge­mä­ßer An­wen­dung. Das Un­ter­neh­men hatte sich zu­letzt nur noch ver­ein­zelt auf Ver­gleichs­ge­sprä­che in kon­kre­ten Fäl­len ein­ge­las­sen. Der Kon­zern woll­te zu­nächst die Ent­schei­dung des Su­pre­me Court ab­war­ten. Nun wird Bayer noch re­strik­ti­ver: "Da das Ge­richt jetzt die Stel­lung­nah­me der US-Re­gie­rung an­ge­fragt hat, wer­den wir ganz auf Ver­gleichs­ver­hand­lun­gen mit sol­chen Klä­ger­an­wäl­ten ver­zich­ten, die eine er­heb­li­che An­zahl an For­de­run­gen ver­tre­ten", teil­te Bayer am Mon­tag­nach­mit­tag in einer Stel­lung­nah­me mit.

Redaktion beck-aktuell, 14. Dezember 2021 (dpa).

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