Stutthof-Prozess: Nebenklage-Anwalt macht Gericht schwere Vorwürfe

Im Prozess gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin vor dem Landgericht Itzehoe haben mehrere Nebenklage-Vertreter die Strafkammer scharf kritisiert. Rechtsanwalt Onur Özata, der drei Überlebende des KZ Stutthof bei Danzig vertritt, hatte eine Eröffnungserklärung abgeben wollen. Das  Gericht lehnte dies ab. "Sie wollen uns mundtot machen! Sie degradieren uns zu Statisten", warf Özata dem Vorsitzenden Richter vor.

96-Järige wegen Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen angeklagt

Nebenklage-Vertreter Christoph Rückel appellierte an das Gericht, auf Kooperation statt Konfrontation zu setzen. Es dürfe den Opfern nicht das Wort abschneiden. Angeklagt ist eine ehemalige Schreibkraft in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers. Die Anklage wirft der 96-jährigen Irmgard F. Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vor. Durch ihre Tätigkeit von Juni 1943 bis April 1945 habe sie den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von Gefangenen Hilfe geleistet. Zur Tatzeit war die Frau 18 bis 19 Jahre alt. Darum findet der Prozess vor einer Jugendkammer statt. Die 96-Jährige wurde am Dienstag erneut in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Während der Verhandlung behielt sie ihren weinroten Anorak und ihre rote Mütze auf, schnäuzte sich immer wieder die Nase. Sie folgte der Verhandlung mit wachem Blick.

Redaktion beck-aktuell, 27. Oktober 2021 (dpa).