Studie: Bußgelder gegen Temposünder zeigen Wirkung

Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitungen haben eine starke und unmittelbare, aber auch eine sehr anhaltende Wirkung. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Hertie School in Berlin und der Karlsuniversität in Prag. Wie die Hertie School am 28.01.2020 ausführte, würden sich Temposünder, die mit einem Bußgeld belegt werden, anschließend häufiger an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Selbst zwei Jahre nach diesem Ereignis fahre ein einmal bestrafter Fahrer mit deutlich geringerer Geschwindigkeit und höherer Wahrscheinlichkeit unterhalb des Tempolimits, als das zuvor der Fall gewesen sei.

Anonymisierte Daten eines "Section Control"-Radarsystems ausgewertet

Dieser Effekt lässt sich nach der Untersuchung nicht nur an der Stelle beobachten, an der ein Fahrer geblitzt wurde, sondern auch an anderen Orten. Für die Studie werteten Christian Traxler von der Hertie School und Libor Dusek von der Karlsuniversität die anonymisierten Daten eines "Section Control"-Radarsystems in der Nähe von Prag aus: Insgesamt 26 Millionen Fahrten von 1,3 Millionen verschiedenen Fahrzeuge. Bei "Section Control" handelt es sich um stationäre Digitalkamerasysteme, die die Daten jedes vorbeifahrenden Autos auf einer bestimmten Strecke aufzeichnen, und nicht nur punktuell Temposünder erfassen.

Höhe des Bußgelds nicht entscheidend

"Die Daten dokumentieren einen klaren Lerneffekt, der nach dem Erhalt eines Strafzettels von den Radarsystemen ausgeht. Die Fahrer lernen, dass diese Geräte die Geschwindigkeit erfassen und bei Verstößen automatisch Bußgeldbescheide folgen, und ändern ihr Verhalten entsprechend“, erläuterte Traxler. Die Höhe des Bußgelds spiele für die Verhaltensänderung keine Rolle. "Fahrer, die 35 Euro zahlen mussten, hielten sich fortan ebenso häufig an das Tempolimit wie Empfänger eines Bußgeldbescheids über 70 Euro", so Traxler.

Redaktion beck-aktuell, 30. Januar 2020.