Bundesjustizministerin für Kandidatenwahl gerügt
Damit wird eine längere Hängepartie um die Vizeposition noch wahrscheinlicher. Die Auseinandersetzung schlägt seit Monaten hohe Wellen unter Juristen. Zuletzt hatte sich der Deutsche Richterbund gegen Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) gestellt und ihr vorgeworfen, den Ruf der Justiz zu gefährden. Anlass der Kritik ist, dass Lambrecht die fachliche Qualifikation im Interesse parteipolitisch genehmer Kandidaten vernachlässigt haben soll. Dem Vernehmen nach will Lambrecht zwei Juristen auf Präsidenten- und Vizepräsidentenposten befördern, die CDU und SPD verbunden sind, aber die von Ministerium und Bundesgerichten 2016 vereinbarten Anforderungen für die Besetzung von Führungspositionen nicht erfüllen. Diese sehen eine in der Regel fünfjährige Tätigkeit am jeweiligen Bundesgericht vor.
Thesling und Morsch bislang nicht am BFH tätig gewesen
Als Präsident vorgesehen ist nach Informationen aus dem Ministerium Hans-Josef Thesling, ein Beamter aus dem CDU-geführten nordrhein-westfälischen Justizministerium. Das Amt der Vizepräsidentin soll wohl Anke Morsch übernehmen, derzeit Präsidentin des saarländischen Finanzgerichts und ehemalige SPD-Staatssekretärin. Beide waren bislang nicht am Bundesfinanzhof tätig.
Eilanträge wegen Vizestelle
Offiziell ist dies nicht, doch wurden die unterlegenen Bewerber vor zwei Wochen informiert, dass die Entscheidungen gefallen seien. Eigentlicher Zankapfel ist in diesem Fall die Vizestelle, die seit jeher üblicherweise intern mit einem Kandidaten aus dem Kreise der Bundesfinanzrichter besetzt wird. Gegen die Neubesetzung des Präsidenten sind laut Verwaltungsgericht bislang keine Eilanträge eingegangen. Der frühere Bundesfinanzhof-Präsident Rudolf Mellinghoff wurde im Sommer in den Ruhestand verabschiedet, seine Stellvertreterin Christine Meßbacher-Hönsch im Herbst.