Anklage wegen Unterstützung einer Terrororganisation
Die Staatsanwaltschaft hatte am 08.10.2017 die Anklageschrift vorgelegt, in der gegen Steudtner, seinen schwedischen Kollegen Ali Gharavi und neun türkische Menschenrechtler Terrorvorwürfe erhoben werden. Darin ist kein Strafmaß genannt. Boduroglu sagte, das von türkischen Medien verbreitete Strafmaß von maximal 15 Jahren drohe nur einem der Angeklagten: Dem Vorsitzenden von Amnesty International in der Türkei, Taner Kilic, dem Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation vorgeworfen werde. Steudtner, Gharavi und die anderen Angeklagten würden der Unterstützung einer Terrororganisation beschuldigt, was mit maximal zehn Jahren Haft geahndet werden könne.
Verteidiger begrüßt schnelle Anklageerhebung
Boduroglu wertete es als positiv, dass die Anklageschrift so schnell eingereicht wurde. Bei anderen Untersuchungshäftlingen wie dem "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel liege sie immer noch nicht vor. "Nun haben unsere Mandanten die Möglichkeit, von einem richtigen Strafgericht freigesprochen zu werden, weil gar keine Beweise gegen sie vorhanden sind." Ohne Anklage müssten sie dagegen länger in Untersuchungshaft bleiben. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesagt, dass er sich für eine Beschleunigung des Verfahrens von Steudtner einsetzen werde.
Verteidiger rechnet mit Freispruch
Boduroglu – der zum Team der Anwälte von Steudtner und Gharavi gehört – sagte, angesichts der haltlosen Vorwürfe rechne er mit einem Freispruch für seine Mandanten, sollte das Verfahren eröffnet werden. "Es kann aber auch anders kommen, weil es ein politischer Fall ist." Der Jurist kritisierte, dass die Anklageschrift am 08.10.2017 nicht den zuständigen Anwälten zugestellt, sondern zunächst an Medien gegeben worden sei. "Wir haben die Anklageschrift von Journalisten bekommen."
Steudtner seit Juli 2017 in Untersuchungshaft
Steudtner, Gharavi und acht weitere Angeklagte waren am 05.07.2017 bei einem Menschenrechtsseminar auf der Istanbul vorgelagerten Insel Büyükada festgenommen worden. Gegen den Amnesty-Vorsitzenden Kilic war bereits im Juni 2017 in Izmir Untersuchungshaft verhängt worden. Sein Fall war überraschend mit in die Anklage aufgenommen worden.