Steinmeier betont: Diskriminierung auch nach 1945
Zum Gedenken an die Verfolgung Homosexueller müsse auch die Zeit nach 1945 gehören. "Deshalb bitte ich heute um Vergebung – für all das geschehene Leid und Unrecht, und für das lange Schweigen, das darauf folgte", sagte Steinmeier laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Für alle, deren Sexualität schon vor 1945 als eine Straftat galt, sei das Kriegsende am 08.05.1945 nicht wirklich ein Tag der Befreiung gewesen. Denn auch unter dem Grundgesetz seien sie weiterhin dem § 175 StGB ausgeliefert gewesen. In der Bundesrepublik habe diese Regelung noch mehr als 20 Jahre in der gleichen scharfen Form wie im Nationalsozialismus gegolten. "Die neue freiheitliche Ordnung in unserem Land, sie blieb über viele Jahre sehr unvollkommen. Die Würde dieser Männer, sie blieb antastbar. Zu lange hat es gedauert, bis auch ihre Würde etwas gezählt hat in Deutschland."
Entschuldigung für Vergangenheit und Zeichen für Gegenwart
Sich zu korrigieren, sich ehrlich an die Geschichte zu erinnern und sich nötigenfalls auch zu entschuldigen, wenn Unrecht geschehen ist, das gehöre zu den Stärken der Demokratie, sagte Steinmeier weiter. "Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen. Wir sind spät dran." Der Bundespräsident setzte auch ein Zeichen für die Gegenwart: "Allen Schwulen, Lesben und Bisexuellen, allen Queers, Trans- und Intersexuellen in unserem Land, Ihnen allen rufe ich heute zu: Auch Ihre sexuelle Orientierung, auch Ihre sexuelle Identität stehen selbstverständlich unter dem Schutz unseres Staates. Auch Ihre Würde ist so selbstverständlich unantastbar, wie sie es schon ganz am Anfang hätte sein sollen."