Die Gerichte in Deutschland haben im vergangenen Jahr weniger Menschen rechtskräftig verurteilt. Im Jahr 2020 wurden Urteile gegen rund 699.300 Personen rechtskräftig, rund 4% weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Ob es sich bei dem Rückgang um eine Auswirkung der Corona-Pandemie handelt, lasse sich aus der Statistik nicht ablesen, sagte ein Sprecher des Bundesamts – mit Ausnahme des Jahres 2019 sei auch der langfristige Trend bei der Zahl der Verurteilungen rückläufig.
Eigentums- und Vermögensdelikte an der Spitze
Die meisten Verurteilungen betrafen Eigentums- und Vermögensdelikte, die zusammen knapp 40% ausmachten. In dem Bereich wurden im Vorjahresvergleich 7,8% weniger Urteile gesprochen. 20% der Fälle waren Straftaten im Straßenverkehr, der Rückgang betrug hier 2,2%. Rückschlüsse auf die Zahl von Straftaten im vergangenen Jahr lassen sich den Angaben zufolge aus der Statistik nur bedingt ziehen, denn die Taten wurden zu einem Drittel im selben Jahr begangen, zu zwei Dritteln vor 2020.
Fast 80% der verhängten Strafen Geldstrafen
Meist verhängten die Richter Geldstrafen, dies war im vergangenen Jahr in 79,3% der rechtskräftigen Verurteilungen der Fall. 13,3% der Verfahren endeten mit Freiheitsstrafe oder Strafarrest. Die Zahl der Verurteilungen nach dem allgemeinen Strafrecht ging im Vergleich zum Vorjahr um 3,3% zurück, die Zahl der Verurteilungen nach dem Jugendstrafrecht um 12,9%. In rund 153.300 Fällen endete das Verfahren 2020 nicht mit einem Urteil, sondern beispielsweise mit einem Freispruch oder es wurde eingestellt.
Redaktion beck-aktuell, 21. Dezember 2021 (dpa).
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