SG Mainz: Kran­ken­kas­se muss nicht für Ste­ri­li­sa­ti­on nach kom­pli­ka­ti­ons­rei­chen Ge­bur­ten zah­len

Eine Kran­ken­kas­se muss Kos­ten einer Ste­ri­li­sa­ti­on auch dann nicht über­neh­men, wenn es aus me­di­zi­ni­schen Grün­den zwar sinn­voll ist, eine wei­te­re Schwan­ger­schaft zu ver­hin­dern, die Be­hand­lung aber nicht un­mit­tel­bar an einer Krank­heit an­setzt, son­dern einen ge­sun­den Ei­lei­ter be­tref­fen würde. Dies hat das So­zi­al­ge­richt Mainz mit einem jetzt ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil vom 04.05.2018 ent­schie­den (Az.: S 16 KR 113/16).

Kom­pli­ka­tio­nen bei Ge­bur­ten

Die 28-jäh­ri­ge Klä­ge­rin ist Mut­ter von fünf Kin­dern. Bei den Ge­bur­ten der jüngs­ten Kin­der tra­ten er­heb­li­che ge­sund­heit­li­che Kom­pli­ka­tio­nen auf, so dass die Klä­ge­rin unter Vor­la­ge eines At­tests des be­han­deln­den Arz­tes die Durch­füh­rung einer Ste­ri­li­sa­ti­on bei ihrer ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­se be­an­trag­te, um ihre Ge­sund­heit nicht er­neut zu ge­fähr­den. Ihre Fa­mi­li­en­pla­nung sei nun­mehr ab­ge­schlos­sen. Eine Ver­hü­tung durch die Pille komme aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht in Be­tracht. Die Be­nut­zung von Kon­do­men sei ihr zu un­si­cher.

SG: Be­hand­lung muss un­mit­tel­bar an Krank­heit an­set­zen

Nach Auf­fas­sung des Ge­richts kann die Klä­ge­rin die Ste­ri­li­sa­ti­on nicht als Kas­sen­leis­tung er­hal­ten. Das SG geht zwar davon aus, dass es me­di­zi­nisch sinn­voll sei, wei­te­re Schwan­ger­schaf­ten der Klä­ge­rin zu ver­hin­dern. Hier­zu sei aber keine Ste­ri­li­sa­ti­on er­for­der­lich. Zum einen habe die Kran­ken­be­hand­lung grund­sätz­lich un­mit­tel­bar an der Krank­heit an­zu­set­zen. Die Ste­ri­li­sa­ti­on diene aber der Ver­mei­dung dro­hen­der Krank­hei­ten und grei­fe in ein ge­sun­des Organ, näm­lich den Ei­lei­ter, ein. In sol­chen Fäl­len seien stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len und eine Ab­wä­gung zwi­schen dem me­di­zi­ni­schen Nut­zen und an­de­ren As­pek­ten, wie Schwe­re der Er­kran­kung, Dring­lich­keit des Ein­griffs, mög­li­chen Ri­si­ken sowie et­wai­ger Fol­ge­kos­ten für die Kran­ken­ver­si­che­rung vor­zu­neh­men.

Ge­richt ver­weist auf we­ni­ger end­gül­ti­ge Me­tho­den

Zum an­de­ren kämen bei der Klä­ge­rin, wie ein me­di­zi­ni­sches Gut­ach­ten zeige, auch we­ni­ger in­va­si­ve und end­gül­ti­ge Me­tho­den der Emp­fäng­nis­ver­hü­tung in Be­tracht. Die Pille könne zwar sei­tens der Klä­ge­rin nicht ge­nutzt wer­den. Auch eine Ste­ri­li­sa­ti­on des Part­ners wi­der­sprä­che den oben ge­nann­ten Grund­sät­zen und sei nicht gleich ge­eig­net, da sie nur die Emp­fäng­nis­ver­hü­tung hin­sicht­lich des Ge­schlechts­ver­kehrs mit einem Part­ner ga­ran­tie­re. Je­doch stün­den Al­ter­na­ti­ven wie spe­zi­el­le Spi­ra­len zur Ver­fü­gung. Ein Be­hand­lungs­ver­such sei zu­nächst mit die­sen zu un­ter­neh­men. Dies­be­züg­lich komme aber unter Um­stän­den eine Leis­tungs­pflicht der Kasse in Be­tracht, da die Ver­hü­tung aus me­di­zi­ni­schen Grün­den und nicht aus­schlie­ß­lich aus Grün­den der Fa­mi­li­en­pla­nung ge­bo­ten sei.

SG Mainz, Urteil vom 04.05.2018 - S 16 KR 113/16

Redaktion beck-aktuell, 18. Mai 2018.

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