SG Dort­mund ver­neint Ar­beits­un­fall einer Er­zie­he­rin: Kein Tin­ni­tus durch Kin­der­schrei ins Ohr mög­lich

Eine Er­zie­he­rin, die Ohr­ge­räu­sche dar­auf zu­rück­führt, dass ihr ein Kind ins Ohr ge­schrien hat, hat kei­nen An­spruch auf Ent­schä­di­gungs­leis­tun­gen der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung. Dies hat das So­zi­al­ge­richt Dort­mund mit Ur­teil vom 22.01.2018 ent­schie­den. Kin­der­schreie seien nach wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen nicht ge­eig­net, einen Tin­ni­tus zu ver­ur­sa­chen (Az.: S 17 U 1041/16).

Un­fall­kas­se lehn­te Kos­ten­über­nah­me ab

Die Klä­ge­rin ist in einem heil­päd­ago­gi­schen Kin­der­heim be­schäf­tigt. Die Un­fall­kas­se Nord­rhein-West­fa­len lehn­te es ab, die Kos­ten ihrer Ver­sor­gung mit einem Tin­ni­tus­mas­ker zu über­neh­men. Zur Be­grün­dung führ­te die Be­hör­de an, durch mensch­li­che Schreie er­reich­te Schall­pe­gel selbst aus un­mit­tel­ba­rer Nähe des Ohres seien nicht ge­eig­net, dau­er­haf­te Hör­stö­run­gen oder ein blei­ben­des Ohr­ge­räusch zu ver­ur­sa­chen. Da­ge­gen klag­te die Klä­ge­rin beim SG.

SG: Kin­der­schreie kön­nen kei­nen Tin­ni­tus ver­ur­sa­chen

Das SG hat die Klage ab­ge­wie­sen. Es könne nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Klä­ge­rin auf­grund des "Schrei-Er­eig­nis­ses" einen Tin­ni­tus­mas­ker be­nö­ti­ge. In der me­di­zi­ni­schen Wis­sen­schaft sei an­er­kannt, dass es selbst bei durch mensch­li­che Schreie er­reich­ba­ren Spit­zen­schall­pe­geln von mehr als 130 De­zi­bel al­lein zu Mini-Lärm­trau­ma­ta kom­men könne, die mit vor­über­ge­hen­den oder ganz ge­rin­gen Hör­min­de­run­gen ein­her­gin­gen. Blei­ben­de Hör­schä­den seien dem­nach bei vor­über­ge­hen­den Ver­täu­bun­gen nicht zu er­war­ten, erst recht nicht ein Tin­ni­tus.

SG Dortmund, Urteil vom 22.01.2018 - S 17 U 1041/16

Redaktion beck-aktuell, 19. Februar 2018.

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