Bi­lanz nach sechs Mo­na­ten Eu­ro­päi­sche Staats­an­walt­schaft

Die neue Eu­ro­päi­sche Staats­an­walt­schaft (EPPO) hat nach den Wor­ten von Be­hör­den­che­fin Laura Cod­ru­ta Kö­vesi bis­her fast 2.400 An­zei­gen be­ar­bei­tet und in mehr als 400 Fäl­len Er­mitt­lun­gen ein­ge­lei­tet. Ins­ge­samt gehe es dabei um einen ge­schätz­ten Scha­den von über fünf Mil­li­ar­den Euro zu Las­ten der EU-Steu­er­zah­ler, sagte die Ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin am 18.11.2021 bei der Herbst­ta­gung des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes in Wies­ba­den. 

Haupt­pro­ble­me sind Be­trug im Be­reich der EU-Co­ro­na-Hil­fen und Hal­tung Slo­we­ni­ens

Die neue Er­mitt­lungs­be­hör­de in Lu­xem­burg hatte im Juni ihre Ar­beit im Kampf gegen Be­trug, Un­ter­schla­gung und Kor­rup­ti­on mit EU-Gel­dern auf­ge­nom­men. 22 Staa­ten haben sich an­ge­schlos­sen. Ak­tu­ell sieht Kö­vesi vor allem zwei Her­aus­for­de­run­gen: die Ver­fol­gung von Be­trug im Be­reich der EU-Co­ro­na-Hil­fen und die aus ihrer Sicht feh­len­de Ko­ope­ra­ti­ons­be­reit­schaft von Slo­we­ni­en. Die Gel­der für die Mit­glied­staa­ten zur Be­wäl­ti­gung der Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie be­deu­te­ten mehr Geld, mehr Fle­xi­bi­li­tät bei der Ver­wen­dung der Mit­tel und da­durch “hö­he­re Ri­si­ken“, sagte sie der Pres­se am Rande der Ta­gung.

Slo­we­ni­en sa­bo­tiert Ar­beit der EPPO

Deutsch­land ge­hö­re zu den wich­tigs­ten Un­ter­stüt­zern ihrer Be­hör­de, be­ton­te die ru­mä­ni­sche Ju­ris­tin. Slo­we­ni­en da­ge­gen “sa­bo­tie­re“ die Ar­beit der Eu­ro­päi­schen Staats­an­walt­schaft, weil sie bis­her keine Staats­an­wäl­te für das na­tio­na­le Büro der EPPO er­nannt habe. Das ver­hin­de­re nicht nur Er­mitt­lun­gen zu Be­trug und Kor­rup­ti­on mit EU-Gel­dern in Slo­we­ni­en selbst, son­dern auch Er­mitt­lun­gen in an­de­ren Mit­glied­staa­ten, bei denen es Ver­bin­dun­gen nach Slo­we­ni­en gibt. Die EU-Kom­mis­si­on müsse sich drin­gend um die­ses Pro­blem küm­mern.

Be­hör­de fe­der­füh­rend bei der Straf­ver­fol­gung

Sie sehe sich oft mit einem Miss­ver­ständ­nis kon­fron­tiert, sagte Kö­vesi. Viele Men­schen glaub­ten, Auf­ga­be ihrer Be­hör­de sei es, die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Er­mitt­lungs­be­hör­den der Na­tio­nal­staa­ten zu ver­bes­sern. Das sei falsch. Jede Straf­tat, für die die EPPO zu­stän­dig sei, müsse der Be­hör­de ge­mel­det wer­den. Nur sie trage die Ver­ant­wor­tung dafür, die Er­mitt­lun­gen zu füh­ren und in dem zu­stän­di­gen Staat vor Ge­richt zu brin­gen.

Redaktion beck-aktuell, 18. November 2021 (dpa).

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