Schwei­zer Ge­richt: Stem­pel­pflicht für Gang zur Toi­let­te

Kön­nen Ar­beit­ge­ber den Toi­let­ten­gang von der Ar­beits­zeit ab­zie­hen? In der Schweiz hatte ein Her­stel­ler von Zif­fer­blät­tern für Uhren genau das ge­macht und bekam nun Rü­cken­de­ckung von einem Ge­richt im Schwei­zer Kan­ton Neu­en­burg. Es be­grün­de­te das mit dem ge­setz­lich nicht ein­deu­tig ge­re­gel­ten Be­griff der Pause.

Wie spie­gel.de be­rich­tet, muss­ten sich die Mit­ar­bei­ter des Schwei­zer Un­ter­neh­mens Jean Sin­ger et Cie vor jeder Toi­let­ten­pau­se aus­stem­peln. Die für die Ar­beit­neh­mer­rech­te der Eid­ge­nos­sen zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­lang­te von dem Her­stel­ler von Zif­fer­blät­tern die An­er­ken­nung der Toi­let­ten­pau­sen als Ar­beits­zeit. Der Streit lan­de­te vor Ge­richt, das dem Un­ter­neh­men Recht gab. Das Kan­tons­ge­richt sah in dem Gang zum Klo eine Ar­beits­zeit­un­ter­bre­chung.

Laut Ge­richt ste­hen zwar allen Ar­beit­neh­mern Pau­sen zu, diese sind aber un­be­zahlt, die Mit­ar­bei­ten­den müs­sen also aus­stem­peln. Den Gang zur Toi­let­te wer­te­te das Ge­richt eben­falls als Pause. Der Grund, aus dem man die Ar­beit un­ter­bre­che, sei ir­rele­vant. Das Pro­blem ist der Ge­set­zes­text: Die­ser de­fi­nie­re den Be­griff "Pause" nicht ein­deu­tig, so das Ge­richt.

Diese Re­ge­lung ver­sto­ße auch nicht gegen das Per­sön­lich­keits­recht der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, da das Aus­stem­peln selbst kei­nen Rück­schluss auf den Grund für die Pause zu­las­se. Das Ge­richt räum­te aber ein, dass die Stem­pel­pflicht für Frau­en mit Mo­nats­blu­tung dis­kri­mi­nie­rend sein könn­te, weil sie phy­sio­lo­gisch be­dingt län­ger oder häu­fi­ger auf die Toi­let­te gehen müss­ten. Hier muss das Un­ter­neh­men Maß­nah­men zur Re­du­zie­rung der Un­gleich­heit er­grei­fen.

Redaktion beck-aktuell, gk, 11. Oktober 2024.