Russland verbietet Geschlechtsumwandlungen

Nach Kritik an westlicher Selbstbestimmungspolitik hat das Parlament in Russland ein Gesetz zum Verbot von Geschlechtsumwandlungen verabschiedet. Demnach dürfen sich Menschen in Russland zum Wechsel der geschlechtlichen Identität nicht mehr chirurgischen Eingriffen unterziehen oder Hormone verschreiben lassen. Betroffene befürchten noch mehr Ausgrenzung, eine Zunahme von Hass und gewaltsamen Übergriffen.

Ehen, in denen ein Partner in der Vergangenheit sein Geschlecht angepasst hat, sollen nach dem Gesetz annulliert werden. Verankert ist nun auch ein Verbot, Kinder zu adoptieren. Das neue Gesetz, das die Staatsduma am Freitag in dritter und letzter Lesung einstimmig angenommen hat, wird mit Putins Unterschrift in Kraft treten.

Putin Verfechter starrer Rollenbilder

Die Initiatoren des Gesetzes hatten erklärt, dass sie im Kampf gegen "westliche Ideologien" die kulturellen Traditionen und Familienwerte schützen wollen. Kremlchef Wladimir Putin gilt als Verfechter starrer Rollenbilder von Mann und Frau. Putin, der immer wieder auf Tradition pocht, aber selbst geschieden ist, hatte auch in der Verfassung verankern lassen, dass eine Ehe nur aus Mann und Frau bestehen könne.

Schon seit Jahren geht Russland nicht zuletzt gegen positive Darstellungen über gleichgeschlechtliche Lebensweisen gesetzlich vor, obwohl Homosexualität selbst nicht verboten ist. Putin und die russisch-orthodoxe Kirche haben die liberale Politik im Westen immer wieder gebrandmarkt.

Menschenrechtler kritisieren das Gesetz als neuen gesellschaftlichen Rückschritt. 

Redaktion beck-aktuell, 14. Juli 2023 (dpa).