Hintergründe der Tat weiter unklar
Das Gericht verurteilte die Männer aus dem russischen Nordkaukasus zudem zu Geldstrafen von jeweils 100.000 Rubel (knapp 1.500 Euro). Russische Oppositionelle kritisierten die Strafen als zu gering. Der ehemalige Vizeregierungschef Nemzow war am 27.02.2015 nachts auf einer Brücke in der Nähe des Kremls in Moskau erschossen worden. Der Fall hatte international Bestürzung ausgelöst. Die Ermittler gehen von einem Auftragsmord aus, dessen Hintermänner noch unbekannt sind. Nach einem mutmaßlichen Auftraggeber wird international gefahndet. Zudem soll es weitere Drahtzieher geben, zu denen die Angeklagten enge Verbindungen gehabt haben sollen. Sie sollen für die Tat rund 15 Millionen Rubel bekommen haben.
Nemzows Familie fordert weitere Untersuchungen
Das Urteil werfe Fragen auf, kritisierte Nemzows früherer Vertrauter Ilja Jaschin. "Was sind 20 Jahre gegen ein Menschenleben? Ohne Zweifel verdient Dadajew lebenslangen Freiheitsentzug, nur dies wäre eine angemessene Strafe gewesen", sagte er der Agentur Interfax. Dennoch sei wichtig, dass überhaupt jemand bestraft würde, meinte er. Die Anwälte von Nemzows Tochter Schanna Nemzowa forderten die Behörden auf, weiter nach den Hintermännern zu suchen. Angesichts der nun verhängten Strafen sei zu hoffen, dass die Auftraggeber lebenslang hinter Gitter müssen, sagte Olga Michailowa. Nemzowa, die in Deutschland als Journalistin arbeitet, wirft den Behörden vor, die Untersuchungen zu verschleppen. Ihre Anwälte hatten im Prozess die Schuld eines der Angeklagten angezweifelt. Die Familie vermutet die Hintermänner in der Führung der Teilrepublik Tschetschenien.
Verteidigung und Staatsanwaltschaft unzufrieden
Auch die Anklage zeigte sich unzufrieden mit dem Strafmaß. Staatsanwältin Maria Semenenko schloss eine Revision nicht aus, um doch noch eine lebenslange Haft für Dadajew zu erwirken. Darüber werde aber erst nach Prüfung der Dokumente entschieden. Die Verteidigung kündigte Berufung beim Obersten Gericht oder beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an. Die Angeklagten beteuerten ihre Unschuld. "Ich verstehe nicht, wofür ich verurteilt wurde", sagte Schadid Gubaschew, der 16 Jahre ins Gefängnis muss.
Verhandlung vor einem Militärgericht
Die Moskauer Ermittlungsbehörde teilte mit, die Suche nach den Organisatoren gehe weiter. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, er hoffe, dass die Auftraggeber gefunden werden. Präsident Wladimir Putin hatte den Mord in Kremlnähe damals als Provokation bezeichnet. Zuletzt hatte der Fall Aufsehen erregt, weil sich die Verkündung von Urteil und Strafmaß verzögert hatte. Die Geschworenen konnten sich zunächst in mehreren Anläufen nicht auf einen Schuldspruch einigen. Der Fall wurde vor einem Militärgericht verhandelt, weil die Angeklagten Verbindungen zu tschetschenischen Sicherheitsbehörden haben.