Vertrauen in die Justiz ist mehrheitlich hoch
Bereits im zwölften Jahr in Folge hat das Institut für Demoskopie Allensbach für die repräsentative Studie über 1.000 Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Meinung zum deutschen Rechtssystem befragt. "Die Polarisierung der Gesellschaft aufgrund der Impf-Frage kann auch für das Vertrauen in die Justiz erhebliche Konsequenzen mit sich bringen. Wie die Ergebnisse unserer Studie zeigen, ist dies aber nur eine von vielen Herausforderungen, denen sich die Justiz aktuell stellen muss", erklärte Ulrich Eberhardt, Vorstand von ROLAND Rechtsschutz, die die Studie in Auftrag gegeben haben. 70% der Befragten hätten sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze und in die Gerichte. Auf einen besseren Wert kämen nur kleine und mittlere Unternehmen sowie die Polizei. In der Trendanalyse der vergangenen Jahre zeige sich, dass das Vertrauen in die Justiz relativ stabil ist. So bewege sich das Vertrauen in die Gesetze seit drei Jahren um die 70%. Die Gerichte verzeichneten seit 2019 gar einen Anstieg des Vertrauens um fünf Prozentpunkte. Dagegen zeige sich, dass unter den Impfverweigerern nur 27% sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze und 34% in die Gerichte haben.
Ansehen von Regierung und Verwaltung schwindet
Außerdem hat nach den Ergebnissen der Studie das Vertrauen in die Bundesregierung und in die Verwaltung im letzten Jahr abgenommen. Beiden gegenüber bringen 44% sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen entgegen – ein Rückgang im Vergleich zur vorangegangenen Studie um fünf Prozentpunkte (Verwaltung) beziehungsweise 13 Prozentpunkte (Bundesregierung). Noch schlechter sieht es hier bei den Impfverweigerern aus: 11% der Nicht-Geimpften vertrauen der Regierung, 23% der Verwaltung.
Deutliche Kritik auch am Rechtssystem
Auch wenn der Justiz vergleichsweise viel Vertrauen entgegengebracht wird, äußern die Befragten deutliche Kritik am Rechtssystem. 81% der Befragten kritisieren, dass viele Verfahren zu lange dauern würden – dies stellt den größten Kritikpunkt dar. 75% sind der Meinung, dass Gerichte heute zu viel Arbeit haben und überlastet sind. Außerdem kritisieren die Befragten eine mangelnde Gleichbehandlung vor Gericht: 59% glauben, dass sich mit einem bekannten Anwalt die Aussichten auf ein günstiges Urteil verbessern. Und 55% vertreten schließlich die Ansicht, dass die Gesetze heutzutage zu kompliziert sind. Die Einschätzungen der Befragten basieren zum Teil auf persönlichen Erfahrungen mit dem Justizsystem. So geben 24% an, in den vergangenen zehn Jahren einmal oder mehrmals an einem Gerichtsprozess beteiligt gewesen zu sein – sei es als Beklagter, Kläger oder Zeuge. Überdurchschnittlich hoch ist dieser Anteil bei den 30 bis 59-Jährigen und bei den Personen mit einer Rechtsschutzversicherung. Zudem zeigt die Studie, dass die Deutschen durchschnittlich ab einem Streitwert von knapp 3.700 Euro vor Gericht ziehen würden. Dieser Wert ist im Vergleich zu vergangenen Studien gestiegen.
Trend zu digitalen Angeboten von LegalTechs
56% der Befragten vertreten die Auffassung, dass sich mit einer Mediation oder Schlichtung viele rechtliche Auseinandersetzungen beilegen lassen. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren um sechs Prozentpunkte gestiegen. Schließlich verdeutlicht der ROLAND Rechtsreport, dass die Digitalisierung auch vor dem Justizsystem nicht Halt macht. 46% der Befragten begrüßen es, dass sich mit den digitalen Angeboten von LegalTechs – zum Beispiel bei Schadenersatzforderungen oder der automatisierten Vertragserstellung – rechtliche Angelegenheiten lösen lassen, wohingegen nur 27% meinen, dass in Zukunft für solche Aufgaben weiterhin ausschließlich Anwälte zuständig sein sollten.