Nach Angaben des Deutschen Richterbundes (DRB) haben die Maßnahmen des Teil-Lockdowns im November 2020 in Eilverfahren vor Gericht meist Bestand. In etwa neun von zehn Eilverfahren hätten die Gerichte die Einschränkungen bestätigt, weil sie den Gesundheitsschutz der Bevölkerung höher gewichtet hätten als die Einschränkungen für die Betroffenen, sagte Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Ausgabe vom 18.11.2020).
Mehr Rechtssicherheit durch präziseres IfSG erhofft
Bislang seien bei den Verwaltungsgerichten insgesamt rund 600 Eilanträge gegen die am 02.11.2020 in Kraft getretenen Maßnahmen eingereicht worden, so der DRB. Von den geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes erwartet er mehr Rechtssicherheit. Grundrechtseingriffe auf der Grundlage eines im Parlament breit diskutierten und abgewogenen Gesetzes hätten bessere Aussichten, einer Überprüfung durch die Justiz standzuhalten, so Rebehn gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Einheitlichere Pandemie-Regeln und mehr Akzeptanz
"Der Gesetzgeber schränkt den Spielraum der Länderexekutive deutlich ein, indem er feste Leitplanken für die weitere Corona-Politik setzt", sagte Rebehn. Das führe auch zu einer größeren Einheitlichkeit der Pandemie-Regeln. Die geplante Präzisierung des Infektionsschutzgesetzes sei ein richtiger Schritt für die Akzeptanz von Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung.
Kritik und Proteste im Zuge der Gesetzesänderung
Im Bundestag und im Bundesrat soll am 18.11.2020 über die Änderungen des Infektionsschutzgesetzes abgestimmt werden. Bei dem von den Regierungsfraktionen eingebrachten Änderungsvorschlägen geht es unter anderem um die Passagen im Gesetz, die das Verfahren bei der Verordnung von Corona-Maßnahmen regeln. Opposition, Wirtschaftsverbände und Juristen hatten das Vorhaben kritisiert, Gegner der Corona-Politik riefen zu Protesten auf.
Redaktion beck-aktuell, 18. November 2020 (dpa).
Aus der Datenbank beck-online
Fuchs, Corona, "Gesundheitsdiktatur" und "Legiszid", DÖV 2020, 653
Schmitz/Neubert, Praktische Konkordanz in der Covid-Krise, NVwZ 2020, 666
Leitmeier, Corona und "Ultra-vires": Recht an der Grenze, DÖV 2020, 645
Katzenmeier, Grundrechte in Zeiten von Corona, MedR 2020, 461
Aus dem Nachrichtenarchiv
22 Gastwirte scheitern in Berlin mit Eilanträgen gegen November-Lockdown, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 11.11.2020, becklink 2018011
Papier kritisiert neues Corona-Gesetz als "Persilschein" für Regierung, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 09.11.2020, becklink 2017999
Vorerst weiter keine Beherbergung und Gastronomie in Bayern, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 05.11.2020, becklink 2017973
Teil-Lockdown: Touristisches Beherbergungsverbot in Sachsen-Anhalt bleibt vorerst bestehen, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 04.11.2020, becklink 2017962
Teil-Lockdown: Betroffene klagen gegen Corona-Beschränkungen, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 03.11.2020, becklink 2017951
Opposition und Verbände mit Kritik an Teil-Lockdown, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 29.10.2020, becklink 2017903