Richterbund ehrt inhaftierte iranische Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh

Die im Iran inhaftierte Bürgerrechtlerin Nasrin Sotudeh ist mit dem Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbunds ausgezeichnet worden. Stellvertretend für Sotudeh nahm die iranische Frauenrechtlerin Mansureh Schodschaee den Preis am 08.09.2020 in Berlin entgegen, wie der Richterbund mitteilte. Die Vorsitzenden des Richterbunds, Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff, forderten die Freilassung der Preisträgerin.

Inhaftierte Bürgerrechtlerin ist seit vier Wochen im Hungerstreik

Auch die Leiterin des Menschenrechtsreferats im Auswärtigen Amt, Wiebke Rückert, verlangte laut Redetext von der iranischen Regierung: “Lasst Nasrin Sotoudeh frei!“ Die 57-jährige Sotudeh ist seit rund vier Wochen im Hungerstreik, um gegen die Haftbedingungen der politischen Gefangenen während der Corona-Pandemie zu protestieren. Die Anwältin der Preisträgerin übermittelte eine Dankesadresse, in der sie laut Richterbund die Aufhebung von vier Todesurteilen gegen Demonstranten im Iran forderte. Sie dankte für den Preis und schrieb: “Ich fühle mich zutiefst geehrt und danke Ihnen allen von Herzen, denn dies hat eine große Bedeutung für die Fortsetzung unserer Aktionen.“

Sotudeh wegen "staatsfeindlicher Propaganda" verurteilt

Sotudeh gehört weltweit zu den bekanntesten iranischen Menschenrechtsverteidigern. Sie hat auch Schirin Ebadi verteidigt, die 2003 den Friedensnobelpreis erhielt. Zuletzt setzte sich Sotudeh für Frauen ein, die gegen das Kopftuchgebot protestierten. Sie wurde schon 2010 zu elf Jahren Gefängnis wegen angeblicher Propaganda gegen das System verurteilt, kam nach internationalen Protesten 2013 aber frei. Iranischen Medienberichten zufolge wurde sie 2018 wegen “staatsfeindlicher Propaganda“ zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ihr Mann jedoch sagt, dass sie von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt worden sei. Später war auch von 38 Jahren die Rede.

Menschenrechtspreis wird seit 1991 verliehen

Der Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbunds wird seit 1991 verliehen und geht an Richter, Staats- oder Rechtsanwälte, die sich unter Einsatz von Leben, Gesundheit oder persönlicher Freiheit oder trotz schwerer persönlicher Nachteile für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen.

Redaktion beck-aktuell, 8. September 2020 (dpa).