Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on be­schlie­ßt här­te­re Gang­art gegen “Cum-Ex“-Ak­teu­re

Be­tei­lig­te an um­strit­te­nen “Cum-Ex“-Steu­er­de­als mit Mil­li­ar­den­schä­den für die Staats­kas­se sol­len deut­lich län­ger als bis­her be­langt wer­den kön­nen. Die Bun­des­tags­frak­tio­nen von CDU/CSU und SPD ei­nig­ten sich nach einem Be­richt der “Rhei­ni­schen Post“ am 03.12.2020 dar­auf, die Ver­jäh­rungs­frist für schwe­re Steu­er­hin­ter­zie­hung von 10 auf 15 Jah­ren an­zu­he­ben. Die Zeit drängt, da viele “Cum-Ex“-Deals nach gel­ten­der Rechts­la­ge ab An­fang 2021 ver­jäh­ren.

An­he­bung der Ver­jäh­rungs­frist für schwe­re Steu­er­hin­ter­zie­hung auf 15 Jahre

Zu­letzt war nur eine An­he­bung auf 12 Jahre ge­plant, nun wer­den es mehr. Ein Grund: In den Be­ra­tun­gen war es als mög­lich er­ach­tet wor­den, dass bei einer 12-Jahre-Vor­ga­be ei­ni­ge “Cum-Ex“-Pro­fi­teu­re doch noch durchs Ras­ter fal­len und straf­recht­lich nicht mehr be­langt wer­den könn­ten. Mit der 15-Jahre-Frist haben die Be­hör­den nun mehr Zeit, die bis­her noch im Dun­keln lie­gen­den Fälle zu er­ken­nen und vor Ge­richt zu brin­gen. Stand Ende Ok­to­ber waren bei der zen­tral zu­stän­di­gen Köl­ner Staats­an­walt­schaft 69 Straf­ver­fah­ren an­hän­gig gegen 927 na­tür­li­che Per­so­nen, Ten­denz stei­gend. Bun­des­tag und Bun­des­rat sol­len der Än­de­rung noch vor Weih­nach­ten zu­stim­men.

Mil­li­ar­den­scha­den beim Fis­kus

Bei “Cum-Ex“-Ge­schäf­ten lie­ßen sich An­le­ger eine ein­mal ge­zahl­te Ka­pi­tal­er­trag­steu­er auf Ak­ti­en­di­vi­den­den mit Hilfe von Ban­ken mehr­fach er­stat­ten. Dazu wur­den rund um den Di­vi­den­den­stich­tag diese Ak­ti­en zwi­schen meh­re­ren Be­tei­lig­ten hin- und her­ge­scho­ben. Fi­nanz­äm­ter er­stat­te­ten dann Ka­pi­tal­er­trag­steu­ern, die gar nicht ge­zahlt wor­den waren. Dem deut­schen Staat ent­stand da­durch ein hoher Scha­den, einer Schät­zung zu­fol­ge könn­te der Fis­kus um 30 Mil­li­ar­den Euro ge­schröpft wor­den sein.

Ein­zie­hung rechts­wid­rig er­lang­ter Ge­win­ne auch in ver­jähr­ten Fäl­len

Zeit­druck be­steht, weil viele “Cum-Ex“-Be­tei­lig­te ab dem Jahr 2010 ihre Deals steu­er­lich gel­tend ge­macht haben - die ers­ten Fälle wären nach der noch gel­ten­den Rechts­la­ge An­fang 2021 ver­jährt. Es gibt noch einen zwei­ten Punkt, der im Rah­men der Neu­re­ge­lung re­le­vant ist: Rechts­wid­rig er­lang­te Ge­win­ne sol­len auch in ver­jähr­ten Fäl­len ein­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Soll­te also selbst die 15-Jahre-Frist nicht aus­rei­chen, um Licht ins Dun­kel zu brin­gen, könn­ten Fi­nanz­jon­gleu­re da­nach straf­recht­lich nicht mehr be­langt wer­den - ihre “Cum-Ex“-Ge­win­ne zu Las­ten der All­ge­mein­heit müss­ten sie aber auch da­nach noch ab­ge­ben.

Spit­zen­po­li­ti­ker un­ter­strei­chen Null-To­le­ranz-Linie

“Die Bot­schaft ist klar“, sagte SPD-Frak­ti­ons­vi­ze Achim Post der “Rhei­ni­schen Post“. “Wir wol­len, dass kein Cum-Ex-Täter mit schwe­rer Steu­er­hin­ter­zie­hung straf- und schad­los da­von­kommt.“ Sein Pen­dant in der Uni­ons­frak­ti­on, An­dre­as Jung, be­grü­ß­te die Än­de­rung eben­falls - er poch­te auf “null To­le­ranz“ bei “Cum-Ex“-Fäl­len. Auch für Nord­rhein-West­fa­lens Jus­tiz­mi­nis­ter Peter Biesen­bach (CDU) ist die Ber­li­ner Ei­ni­gung eine gute Nach­richt und eine Be­stä­ti­gung sei­ner Hal­tung - er hatte sich in einer Bun­des­rats­in­itia­ti­ve schon vor län­ge­rer Zeit für die 15-Jahre-Frist aus­ge­spro­chen.

Redaktion beck-aktuell, 4. Dezember 2020 (dpa).

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