Prozess gegen mutmaßlichen KZ-Wachmann erneut ausgesetzt

Der Prozess gegen einen mutmaßlichen früheren SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen ist erneut ausgesetzt worden. Wegen Erkrankung des 101-jährigen Angeklagten seien vier Verhandlungstermine in dieser und in der kommenden Woche aufgehoben worden, teilte die Sprecherin des Landgerichts Neuruppin, Johanna Klühs, am Dienstag mit. Damit könnte der Prozess frühestens am 16. Mai fortgesetzt werden.

Angeklagter im Krankenhaus

Das seit Oktober vergangenen Jahres laufende Verfahren steht vor dem Ende der Beweisaufnahme. An diesem Donnerstag hätte möglicherweise die Staatsanwaltschaft mit ihrem Plädoyer beginnen können. Der Angeklagte sei wegen einer ernsten Erkrankung bereits seit vergangener Woche in stationärer Behandlung im Krankenhaus, sagte sein Verteidiger Stefan Waterkamp. Die Behandlung werde noch mindestens bis Ende kommender Woche andauern. Wegen der Erkrankung seines Mandanten habe das Gericht bereits weitere Verhandlungstermine bis kurz vor Pfingsten abgestimmt.

Vorwurf der Beihilfe zum Mord in tausenden Fällen 

Der 101-Jährige ist angeklagt, als damaliger SS-Wachmann in dem KZ von 1942 bis 1945 Beihilfe zum Mord an mindestens 3.518 Häftlingen geleistet zu haben. Der Angeklagte hat in dem Prozess aber bislang bestritten, in dem KZ tätig gewesen zu sein. Allerdings ist die Tätigkeit eines SS-Wachmanns im KZ mit seinem Namen, Geburtsdatum und -ort durch zahlreiche Dokumente belegt. Der Prozess vor dem Landgericht Neuruppin wird aus organisatorischen Gründen in einer Sporthalle in Brandenburg/Havel geführt.

Gitta Kharraz, Redaktion beck-aktuell, 27. April 2022 (dpa).