Spezialgebäude für Prozess
Für die Verhandlungen in der Stadt in Kalabrien wurde extra ein Gebäude hergerichtet. Es wurde Ende 2020 vom italienischen Justizminister Alfonso Bonafede der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser betonte, dass darin rund 1.000 Beteiligte auch mit nötigem Corona-Abstand Platz finden könnten. Den Beschuldigten werden Mafia-Zugehörigkeit, Mord, illegaler Waffenbesitz, Drogenhandel, Erpressung, Geldwucher und vieles mehr vorgeworfen. Vielen drohen bei einer Verurteilung hohe Haftstrafen.
Unter Zeugen auch ehemalige Mafia-Mitglieder
Erwartet werden etwa 900 Zeugen, darunter ehemalige Mafia-Leute, die bereit sind, das sogenannte Gesetz des Schweigens, die Omertà, zu brechen. Rund 90 weitere Angeklagte hatten sich nach Medienberichten für ein Schnellverfahren entschieden. Für sie soll es am 27.01.2021 vor Gericht losgehen.
Ergebnis jahrelanger Arbeit der Justiz
Der Prozess ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit der Justiz. Der prominente Mafia-Jäger und leitende Staatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri, führt die Ermittlungen. Er wurde schon wiederholt bedroht und erhielt Personenschutz. Die Fahnder konzentrierten sich für den Prozess auf den Clan der Familie Mancuso aus der Provinz Vibo Valentia und befreundete kriminelle Gruppen.
Auch Politik und Wirtschaft verstrickt
Doch Mafia-Experten erwarten, dass das Verfahren darüber hinaus verstärkt ans Licht bringt, wie eng die Beziehungen zwischen Teilen von Politik und Wirtschaft mit der 'Ndrangheta sein können. Im Dezember 2019 hatten rund 2.500 Polizisten bei einer der größter Operationen gegen die Mafia seit den 1980er Jahren mehr als 300 Menschen festgenommen. Darunter waren Unternehmer, Juristen und Politiker. Auch in Deutschland, der Schweiz und Bulgarien wurde ermittelt.
'Ndrangheta brutalste Mafia-Organisation
Die 'Ndrangheta gilt als die brutalste und mächtigste Mafia-Organisation in Italien. Sie hat ihren Ursprung in der Region Kalabrien mit der Hauptstadt Catanzaro. Aus ihrer Heimat steuert sie weltweit große Teile des Kokainhandels und verdient jährlich viele Milliarden Euro mit illegalen Geschäften. In den 1980er Jahren hatte ein anderer sogenannter Maxi-Prozess gegen die sizilianische Cosa Nostra in Palermo weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Damals waren mehr als 400 mutmaßliche Mitglieder angeklagt, ein Großteil wurde verurteilt. Auch als Rache brachte die Mafia später die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino um.