Prominenter Menschenrechtsanwalt Pawlow verlässt Russland

Unter dem Druck russischer Behörden hat der prominente Menschenrechtsanwalt Iwan Pawlow seine Heimat verlassen. "Mir ist alles verboten worden", schrieb der 50-Jährige am Dienstag im Nachrichtenkanal Telegram. Pawlow war zuletzt selbst Ziel von Ermittlungen des Inlandsgeheimdienstes FSB und im April auch vorübergehend festgenommen worden – unter dem Vorwurf, er habe neue Ermittlungen gegen seine Mandaten öffentlich gemacht.

Organisation um Kremlgegner Nawalny vertreten

Der für seine Menschenrechtsarbeit ausgezeichnete Jurist hatte in St. Petersburg das Anwaltsteam "Komanda 29" geführt, um von der Justiz Verfolgte in politisch brisanten Fällen zu verteidigen. Die Organisation hatte auch die inzwischen als extremistisch eingestufte Bewegung um den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny vertreten. Mit seiner Arbeit erlangte Pawlow auch internationale Aufmerksamkeit – etwa als Verteidiger des früheren Journalisten Iwan Safronow, der des Landesverrats beschuldigt wird.

Fortsetzung der Anwaltstätigkeit unmöglich gemacht

Er könne seine Arbeit als Anwalt nicht fortsetzen, weil ihm etwa der Zugang zum Internet und anderen Kommunikationsmitteln verboten sei. Ihm sei auch verboten worden, mit seinen Mandanten und mit Kollegen zu sprechen, sagte der Anwalt. "Die Verbote betreffen aber eine Sache nicht: die Möglichkeit, das Land zu verlassen." Das sei ein Wink der Behörden gewesen.

Pawlow will seine Arbeit im Ausland fortsetzen

"Ich bin jetzt Emigrant." Er halte sich in Georgien auf, hoffe aber, eines Tages wieder in seine Heimat zurückzukehren. Pawlow teilte mit, dass er observiert und auch am Tag des Abflugs bis zum Flughafen verfolgt worden sei. "Aber sie haben meinen Abflug nicht verhindert." Er wolle seine Arbeit nun als Anwalt im Ausland fortsetzen.

Redaktion beck-aktuell, 8. September 2021 (dpa).

Mehr zum Thema