Zum ersten Mal in der Geschichte des US-Bundesstaates Arizona, möglicherweise auch der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, wurde KI genutzt, um einem Toten vor Gericht eine Stimme zu geben. Über den Fall hatte zuerst die amerikanische Newsseite abc15.com berichtet. Die Familie eines Mannes, der 2021 bei einem Streit im Straßenverkehr erschossen wurde, ließ ihn im Strafverfahren gegen den Schützen bei der Anhörung zur Urteilsverkündung ein letztes Mal sprechen.
Für die Erstellung des Videos verwendeten die Schwester und der Schwager des Getöteten verschiedene KI-Tools, in die sie Fotos und Videos des Verstorbenen hochgeladen hatten.
Toter spricht zu Angeklagtem
Der Getötete sprach in dem Video zum Angeklagten über Vergebung und das Privileg, alt zu werden. Neben den mit der KI erstellten Inhalten waren in dem Video auch echte Videos des Getöteten sowie ein Foto mit einem Alterungs-Filter zu sehen. Nachdem das Video abgespielt worden war, folgte das Urteil: Der Schütze wurde zu 10 Jahren und 6 Monaten Haft wegen Totschlags verurteilt; die Staatsanwaltschaft hatte 9 Jahre und 6 Monate gefordert.
Die Familie des Opfers zeigt sich zufrieden: Das Video habe ein treffendes Bild ihres Angehörigen gezeichnet. Auch wenn es nicht so beabsichtigt gewesen sei, sei das Video ein wichtiges Element, um mit der Tat abzuschließen.
Der Richter zeigte sich begeistert. Er sehe ein großes Potenzial, die Justiz mit KI effizienter zu gestalten und Laien eine bessere Stimme zu geben, sagte er. Die Nutzung von KI könne die Justiz aber auch behindern, wenn sie unangemessen genutzt werde. Daher sei es notwendig, einen maßvollen Umgang zu finden. Das Gericht hat nun einen KI-Ausschuss gegründet, um Empfehlungen zur weiteren Nutzung zu erarbeiten.