Preisgekrönte iranische Journalistinnen zu langer Haft verurteilt

In Teheran hat ein Revolutionsgericht im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten von 2022 Nilufar Hamedi zu sieben Jahren und Elaheh Mohammadi zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Laut Justizportal Misan lautet der Vorwurf gegen die Journalistinnen: Zusammenarbeit mit den USA und Verstöße gegen die nationale Sicherheit.

Nach dem Urteil hat Behrus Behsadi, Leiter der Zeitung "Etemad" die Urteile in einem Leitartikel am Montag kritisiert. Er schrieb: Eine Person, die den Berufsweg der Medien einschlägt, um ihrem Land zu dienen, "kann grundsätzlich nicht die Eigenschaft einer Verräterin haben".

Die beiden Journalistinnen, die die Vorwürfe bestreiten, waren im Herbst 2022 unter den Ersten, die über den Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini berichtet hatten. Sittenwächter hatten die junge Frau wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs gewaltsam festgenommen. Amini fiel ins Koma und starb nur wenige Tage später am 16.09.2022. Ihr Tod löste eine Welle heftiger Proteste aus.

Hamedi recherchierte damals als Journalistin der Zeitung Shargh im Krankenhaus und veröffentlichte ein Foto der trauernden Eltern, das um die Welt ging. Auch Mohammadi schrieb über Amini und reiste für ihren Arbeitgeber Hammihan zur Beerdigung in ihre kurdische Heimatstadt Saghes, wo Menschenmassen hinströmten.

Auszeichnung in Abwesenheit

Die Prozesse waren international scharf kritisiert worden. Während Hamedi und Mohammadi im Gefängnis saßen, zeichnete die Unesco die Journalistinnen für ihre Berichterstattung Anfang Mai in Abwesenheit mit dem Pressefreiheitspreis der UN-Kulturorganisation aus.

Hamedis Anwalt, Partu Borhanpur, beklagte im Gespräch mit der Zeitung Shargh, nicht über das Urteil informiert worden zu sein, obwohl dies gesetzlich vorgesehen sei. Auch Mohammadis Anwalt Schahab Mirlohi hatte bereits im Mai das Vorgehen der Justiz kritisiert. Die Verteidigung habe nicht genug Zeit zur Vorbereitung bekommen, so der Vorwurf.

Wegen ihrer Be­richt­erstat­tung im Zu­sam­men­hang mit den lan­des­wei­ten Pro­tes­ten waren in Te­he­ran bereits im August die bei­den Jour­na­lis­tin­nen Sul­tan Beygi und Sai­deh Scha­fii zu mehr als vier Jah­ren Haft ver­ur­teilt worden.

Redaktion beck-aktuell, bw, 23. Oktober 2023 (dpa).