Pla­nun­gen für Dro­ge­rie­markt in Tem­mels rechts­wid­rig

Die Pläne für die An­sied­lung eines Dro­ge­rie­mark­tes in Tem­mels im Land­kreis Trier Saar­burg sind laut Ver­wal­tungs­ge­richt Trier rechts­wid­rig. Durch die un­mit­tel­ba­re räum­li­che Nähe zu einem be­stehen­den Markt ent­ste­he ein groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trieb, der nur an zen­tra­len Orten er­rich­tet wer­den dürfe. Tem­mels sei nicht als sol­cher Ort aus­ge­wie­sen.

Nicht als zen­tra­ler Ort aus­ge­wie­sen

Es ging um die Pla­nung des Orts­ge­mein­de­ra­tes zur An­sied­lung eines Dro­ge­rie­mark­tes mit einer Ver­kaufs­flä­che von rund 700 qm in un­mit­tel­ba­rer räum­li­cher Nähe zum be­stehen­den Norma-Markt mit einer Ver­kaufs­flä­che von rund 790 qm in der Orts­la­ge von Tem­mels. Ab einer Ver­kaufs­flä­che von 800 qm liegt ein so­ge­nann­ter groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trieb vor, der nach der Lan­des­pla­nung (Lan­des­ent­wick­lungs­pro­gramm Rhein­land-Pfalz sowie Raum­ord­nungs­plä­ne für die Re­gi­on Trier) nur an dafür vor­ge­se­he­nen Orten, den so­ge­nann­ten zen­tra­len Orten, er­rich­tet wer­den darf. Die Orts­ge­mein­de Tem­mels ist in der Lan­des­pla­nung nicht als zen­tra­ler Ort aus­ge­wie­sen.

Ag­glo­me­ra­ti­on nicht groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trie­be

An­ders als der Orts­ge­mein­de­rat geht die zu­stän­di­ge Auf­sichts­be­hör­de davon aus, dass es sich auf­grund der un­mit­tel­ba­ren räum­li­chen Nähe von Norma–Markt und ge­plan­tem Dro­ge­rie­markt um eine Ag­glo­me­ra­ti­on nicht groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trie­be han­de­le, deren Ver­kaufs­flä­che in der Summe die Gren­ze der Groß­flä­chig­keit über­schrei­te, wes­halb sie nach dem Lan­des­ent­wick­lungs­pro­gramm wie ein groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trieb zu be­han­deln seien, deren Er­rich­tung in Tem­mels nach der Lan­des­pla­nung nicht vor­ge­se­hen sei.

VG: Groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trieb - Zu­läs­si­ge Luft­li­ni­en­ent­fer­nung un­ter­schrit­ten

Die Rich­ter schlos­sen sich in ihrem am Frei­tag be­kannt ge­wor­de­nen Ur­teil die­ser Sicht­wei­se an und wie­sen die Klage des Ge­mein­de­ra­tes der Orts­ge­mein­de Tem­mels gegen eine kom­mu­nal­auf­sichts­recht­li­che Ver­fü­gung des Land­krei­ses ab. Nach den Vor­ga­ben des Lan­des­ent­wick­lungs­pro­gramms seien Ag­glo­me­ra­tio­nen nicht groß­flä­chi­ger Ein­zel­han­dels­be­trie­be mit in­nen­stadt­re­le­van­ten Sor­ti­men­ten, deren Ver­kaufs­flä­che in der Summe die Gren­ze der Groß­flä­chig­keit über­schrei­te, wie groß­flä­chi­ge Ein­zel­han­dels­be­trie­be zu be­han­deln. Für die An­nah­me einer Ag­glo­me­ra­ti­on sei die Fest­stel­lung eines räum­li­chen und funk­tio­na­len Zu­sam­men­hangs er­for­der­lich. Hier­für spre­che be­reits die deut­li­che Un­ter­schrei­tung der als An­halts­punkt ge­nann­ten Luft­li­ni­en­ent­fer­nung von 150 Me­tern zwi­schen den Ein­gän­gen der Ein­zel­märk­te, die vor­lie­gend le­dig­lich 68 Meter be­tra­ge.

Ge­richt ver­neint Aus­nah­me

Der Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers, es sei einer pla­nen­den Ge­mein­de aus­nahms­wei­se dann nicht ver­wehrt, eine Ag­glo­me­ra­ti­on zu­zu­las­sen, wenn sie sich – wovon der Klä­ger aus­ge­he – im Ein­zel­fall raum­ord­ne­risch als ver­träg­lich er­wei­se, schlos­sen die Rich­ter sich nicht an. Die Vor­ga­ben des Lan­des­ent­wick­lungs­pro­gramms seien in­so­fern viel­mehr ein­deu­tig und nicht der Aus­le­gung zu­gäng­lich. Die Wah­rung der ver­fas­sungs­recht­lich ver­brief­ten Pla­nungs­ho­heit der Orts­ge­mein­de werde in aty­pi­schen Aus­nah­me­kon­stel­la­tio­nen hin­rei­chend durch die Mög­lich­keit der Ein­lei­tung eines Ziel­ab­wei­chungs­ver­fah­rens si­cher­ge­stellt.

Auch Nicht­be­ein­träch­ti­gungs­ge­bot ver­letzt

Das ge­plan­te Vor­ha­ben ver­sto­ße zu­letzt zudem gegen das so­ge­nann­te Nicht­be­ein­träch­ti­gungs­ge­bot des Lan­des­ent­wick­lungs­pro­gramms, wo­nach die An­sied­lung von groß­flä­chi­gen Ein­zel­han­dels­be­trie­ben unter an­de­rem die Ver­sor­gungs­be­rei­che be­nach­bar­ter zen­tra­ler Orte nicht we­sent­lich be­ein­träch­ti­gen dürfe. Mit der An­sied­lung des ge­plan­ten Vor­ha­bens stehe je­doch zu be­fürch­ten, dass es zu einer we­sent­li­chen Be­ein­träch­ti­gung des Ver­sor­gungs­be­reichs der Orts­ge­mein­de Nit­tel und des dort an­ge­sie­del­ten Dro­ge­rie­markts komme. Der Ar­gu­men­ta­ti­on des Klä­gers, dass bei die­ser Be­trach­tung auch das aus dem be­nach­bar­ten Gro­ßher­zog­tum Lu­xem­burg zu er­war­ten­de Kauf­kraft­po­ten­ti­al mit­be­rück­sich­tigt wer­den müsse, schlos­sen die Rich­ter sich nicht an.

VG Trier, Urteil vom 05.10.2021 - 7 K 1369/21

Redaktion beck-aktuell, 22. Oktober 2021.

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