"PCB-Skandal"-Prozess: LG Dortmund stellt Verfahren gegen Envio-Manager ein

Nach fast fünf Jahren Verhandlungsdauer hat das Landgericht Dortmund das Strafverfahren um einen der angeblich größten Umweltskandale Deutschlands eingestellt. Die angeklagten Ex-Manager des Entsorgungsbetriebes Envio erklärten sich am 03.04.2017 bereit, im Gegenzug eine Geldauflage von gut 80.000 Euro zu zahlen.

Vorwurf der Vergiftung ließ sich nicht erhärten

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Ex-Geschäftsführer und dem Betriebsleiter vorgeworfen, sowohl die eigenen Mitarbeiter als auch den Boden und die Luft rund um das Dortmunder Betriebsgelände mit dem Umweltgift PCB vergiftet zu haben. Der Großteil der Vorwürfe hatte sich im Prozess jedoch nicht erhärten lassen. Bei rund 50 Mitarbeitern des Betriebes, der sich auf die Entsorgung von Alt-Trafos spezialisiert hatte, waren erhöhte PCB-Werte im Blut gemessen worden. Eine Verurteilung der Manager wegen Körperverletzung schied nach Ansicht der Richter dennoch aus. Keiner der zahlreichen im Prozess befragten Sachverständigen konnte den sicheren Nachweis erbringen, dass allein PCB für etwaige Beschwerden der Betroffenen verantwortlich ist.

Geldauflage kommt Ex-Arbeitern zugute

Auch die angeklagten Verstöße gegen verschiedene Umweltvorschriften erwiesen sich nach Ansicht der Richter als weniger gravierend als zunächst gedacht. Verglichen mit der Menge PCB, die der Entsorgungsbetrieb selbst bei Einhaltung aller Vorschriften legal freigesetzt hätte, falle die tatsächliche Menge kaum ins Gewicht. Die Geldauflage soll unter 21 Ex-Arbeitern aufgeteilt werden, die im Prozess als Nebenkläger aufgetreten waren. Jeder Betroffene erhält 3.810 Euro. "Ich bin froh, dass die Männer so wenigstens nicht mit leeren Händen dastehen“, sagte Nebenkläger-Anwalt Rolf Quittmann.

Redaktion beck-aktuell, 5. April 2017 (dpa).

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