Er­folg­lo­ser Eil­an­trag gegen Co­ro­na­ein­rei­se­ver­ord­nung

Wer aus aus­län­di­schen Ri­si­ko­ge­bie­ten nach Nord­rhein-West­fa­len zu­rück­kehrt, muss sich wei­ter­hin grund­sätz­lich in Qua­ran­tä­ne be­ge­ben, aus der er sich nur mit einen ne­ga­ti­ven Test be­frei­en kann. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len in Müns­ter hat den An­trag des Ei­gen­tü­mers eines Mo­tor­schiffs in der Nor­man­die am 07.01.2021 ab­ge­lehnt, die ent­spre­chen­den Re­ge­lun­gen der nord­rhein-west­fä­li­schen Co­ro­na­ein­rei­se­ver­ord­nung vor­läu­fig außer Voll­zug zu set­zen.

Zu­nächst Test­pflicht für Rei­se­rück­keh­rer aus Ri­si­ko­ge­bie­ten

Der An­trag­stel­ler hatte sich zu­nächst gegen eine Re­ge­lung vom De­zem­ber 2020 ge­wandt, die Ein­rei­sen­de aus Ri­si­ko­ge­bie­ten zur Vor­nah­me eines Co­ro­na­tests vor oder un­mit­tel­bar nach der Ein­rei­se ver­pflich­te­te. Nach­dem wäh­rend des Ver­fah­rens Zwei­fel ent­stan­den, ob die vom Land in An­spruch ge­nom­me­ne Ver­ord­nungs­er­mäch­ti­gung des In­fek­ti­ons­schutz­ge­set­zes zu Ein­grif­fen in die kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit er­mäch­tigt, wie sie mit der Ver­pflich­tung zur Vor­nah­me eines Co­ro­na­tests mit­tels Ab­strichs aus dem Nasen- und/oder Ra­chen­raum vor­aus­sicht­lich ver­bun­den sind, hat das Land die Co­ro­na­ein­rei­se­ver­ord­nung An­fang Ja­nu­ar 2021 er­neut ge­än­dert.

Nun­mehr Ab­son­de­rungs­pflicht mit Frei­testungs­mög­lich­keit

Nun­mehr gilt für Ein­rei­sen­de aus Ri­si­ko­ge­bie­ten eine Ab­son­de­rungs­pflicht, deren Ein­tre­ten aber be­reits vor dem Be­ginn durch eine frei­wil­li­ge Testung bei der Ein­rei­se oder eine un­mit­tel­bar nach­fol­gen­de Testung aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Hier­ge­gen rich­te­te sich zu­letzt der Eil­an­trag des An­trag­stel­lers, der eine Reise zu sei­nem Boot in die Nor­man­die be­ab­sich­tigt, die der­zeit als Ri­si­ko­ge­biet aus­ge­wie­sen ist.

Ver­stoß gegen all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz?

Der An­trag­stel­ler mach­te unter an­de­rem einen Ver­stoß gegen den all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz gel­tend. Für Per­so­nen, die Nord­rhein-West­fa­len nicht ver­las­sen oder sich in einem an­de­ren Bun­des­land mit ver­gleich­ba­ren In­zi­denz­wer­ten auf­ge­hal­ten hät­ten, be­stehe je­den­falls keine ge­rin­ge­re Wahr­schein­lich­keit, sich mit dem Co­ro­na­vi­rus an­ge­steckt zu haben, als für Per­so­nen, die nach Frank­reich reis­ten.

OVG: Ab­son­de­rungs­pflicht vor­aus­sicht­lich zu­läs­sig

Das OVG lehn­te den An­trag ab. Die Ab­son­de­rungs­pflicht mit Frei­testungs­mög­lich­keit solle dazu die­nen, den Ein­trag von In­fek­tio­nen – auch sol­chen mit neuen Vi­rus­stäm­men – nach Deutsch­land zu ent­de­cken, um so­dann Schutz­maß­nah­men gegen eine Wei­ter­ver­brei­tung er­grei­fen zu kön­nen. Die Si­tua­ti­on stel­le sich im Hin­blick auf den nun­mehr im ge­sam­ten Bun­des­ge­biet gel­ten­den so­ge­nann­ten stren­gen Lock­down und die zwi­schen­zeit­lich im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich ent­deck­te, mög­li­cher­wei­se deut­lich an­ste­cken­de­re Vi­rus­mutan­te an­ders dar als noch im No­vem­ber 2020, als das OVG eine all­ge­mei­ne Ab­son­de­rungs­pflicht für sämt­li­che Ein­rei­sen­de aus Ri­si­ko­ge­bie­ten noch be­an­stan­det hatte.

Er­höh­tes Ri­si­ko durch Rei­sen

Eine Reise sei in der Regel mit mehr Kon­tak­ten und damit mit einer hö­he­ren In­fek­ti­ons­ge­fahr ver­bun­den als ein Ver­bleib im Bun­des­ge­biet. Eine Rei­se­tä­tig­keit könne bei zu­läs­si­ger ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung häu­fi­ge und viel­fäl­ti­ge zwi­schen­mensch­li­che Kon­tak­te zur Folge haben, die bei einem Ver­bleib im Bun­des­ge­biet unter den ge­gen­wär­ti­gen Be­din­gun­gen mit der na­he­zu voll­stän­di­gen Schlie­ßung des Ein­zel­han­dels, von Kul­tur, Sport- und Frei­zeit­stät­ten, der Gas­tro­no­mie und der Be­her­ber­gungs­be­trie­be sowie ein­schnei­den­den Kon­takt­be­schrän­kun­gen im pri­va­ten Be­reich weit­ge­hend aus­ge­schlos­sen seien.

Re­ge­lun­gen nicht un­ge­eig­net

Die Re­ge­lun­gen seien auch nicht des­halb un­ge­eig­net, weil man sich auch durch einen Schnell­test "frei­tes­ten" könne. Auch durch Maß­nah­men, die keine voll­stän­di­ge Si­cher­heit böten, Fol­ge­an­ste­ckun­gen zu ver­mei­den, könne ein nen­nens­wer­ter Bei­trag zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie ge­leis­tet wer­den, so das OVG. Die mit der Ab­son­de­rungs­pflicht ein­her­ge­hen­den Be­ein­träch­ti­gun­gen könn­ten – auch schon im Vor­hin­ein – durch die Durch­füh­rung eines (Schnell-)Tests ab­ge­wen­det wer­den, der ein nur nied­rig­schwel­li­ger, in der Regel fol­gen­lo­ser Ein­griff sei. Die vom Ein­rei­sen­den zu tra­gen­den Kos­ten von etwa 30 bis 40 Euro be­weg­ten sich – je­den­falls wenn man sie ins Ver­hält­nis zu einer Rei­se­tä­tig­keit setze – in einem sehr über­schau­ba­ren Um­fang.

OVG Münster, Beschluss vom 07.01.2021 - 13 B 2046/20.NE

Redaktion beck-aktuell, 8. Januar 2021.

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