Ein­schrän­kun­gen im Brei­ten- und Frei­zeit­sport wegen Co­ro­na gel­ten wei­ter­hin

Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter hat am 10.06.2020 in einem Eil­ver­fah­ren ent­schie­den, dass die in der Co­ro­na­schutz­ver­ord­nung des Lan­des ge­re­gel­ten Ein­schrän­kun­gen des Sport-, Trai­nings- und Wett­kampf­be­triebs im Brei­ten- und Frei­zeit­sport der­zeit vor­aus­sicht­lich recht­mä­ßig sind. Ins­be­son­de­re ver­sto­ße es nicht gegen den Gleich­heits­grund­satz, dass es für den Spit­zen- und Pro­fi­sport Son­der­re­ge­lun­gen gebe, be­ton­te das OVG.

An­trag­stel­ler mo­niert Ein­griff in all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit

Der in Düs­sel­dorf le­ben­de An­trag­stel­ler hatte gel­tend ge­macht, die ak­tu­el­len Be­schrän­kun­gen stell­ten einen un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Ein­griff in die all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit dar. Er und seine Kin­der seien Mit­glie­der in meh­re­ren Sport­ver­ei­nen. Dort be­trie­ben sie unter an­de­rem re­gel­mä­ßig Mann­schafts­sport, woran sie zur Zeit weit­ge­hend ge­hin­dert seien. Dar­über hin­aus liege ein Ver­stoß gegen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­grund­satz vor. Die Un­gleich­be­hand­lung zwi­schen Be­rufs­sport­lern, etwa im Fuß­ball­be­reich, und den Brei­ten- und Frei­zeit­sport­lern, ins­be­son­de­re im Kin­der- und Ju­gend­be­reich, sei sach­lich nicht ge­recht­fer­tigt.

Phy­si­scher Nah­kon­takt zwi­schen Sport­trei­ben­den nach wie vor pro­ble­ma­tisch

Dem ist das OVG nicht ge­folgt. Die an­ge­grif­fe­nen Re­ge­lun­gen seien vor­aus­sicht­lich noch er­for­der­lich und an­ge­mes­sen und damit ver­hält­nis­mä­ßig. Ziel der ge­ne­rel­len Un­ter­sa­gung des nicht-kon­takt­frei­en Sport- und Trai­nings­be­triebs sei es, der davon aus­ge­hen­den er­höh­ten In­fek­ti­ons­ge­fahr zu be­geg­nen. Die er­höh­te Ge­fähr­dung folge aus den zwangs­läu­fig sich er­ge­ben­den phy­si­schen Nah­kon­tak­ten zwi­schen den Sport­trei­ben­den, zumal ak­ti­ve sport­li­che Be­tä­ti­gun­gen grund­sätz­lich mit einer in­ten­si­ve­ren At­mung ver­bun­den seien und des­halb ver­mehrt po­ten­ti­ell vi­rus­hal­ti­ge Tröpf­chen und/oder Ae­ro­so­le in die Luft ab­ge­ge­ben wer­den könn­ten.

Be­schrän­kung auf ma­xi­mal zehn Per­so­nen nicht zu be­an­stan­den

Vor die­sem Hin­ter­grund sei vor­aus­sicht­lich nicht zu be­an­stan­den, wenn der Ver­ord­nungs­ge­ber davon aus­ge­he, dass aus Grün­den des In­fek­ti­ons­schut­zes der nicht-kon­takt­freie Sport- und Trai­nings­be­trieb grund­sätz­lich nur im Frei­en und für Grup­pen von re­gel­mä­ßig ma­xi­mal zehn Per­so­nen zu­läs­sig sei.

Wett­kampf­be­trieb in Sport­hal­le birgt er­höh­tes In­fek­ti­ons­ri­si­ko

Ent­spre­chen­des gelte in Bezug auf den Wett­kampf­be­trieb, der – auch bei kon­takt­frei­en Sport­ar­ten – nach nä­he­rer Ma­ß­ga­be der Co­ro­na­schutz­ver­ord­nung aus­schlie­ß­lich im Frei­en er­laubt sei. Damit dürf­te der Ver­ord­nungs­ge­ber vor­ran­gig dem Um­stand Rech­nung tra­gen, dass Wett­kämp­fe ty­pi­scher­wei­se mit einer län­ge­ren Ver­weil­dau­er einer grö­ße­ren An­zahl an – ge­ge­be­nen­falls auch wech­seln­den – Per­so­nen an einem be­stimm­ten Ort ein­her­gin­gen, so­dass deren Durch­füh­rung etwa in Sport­hal­len ein er­höh­tes In­fek­ti­ons­ri­si­ko ins­be­son­de­re über Ae­ro­so­le, die beim Aus­at­men in die Um­ge­bungs­luft ab­ge­ge­ben wer­den, berge.

Al­ter­na­ti­ven der­zeit nicht er­sicht­lich

In ihrer Ein­griffs­in­ten­si­tät mil­de­re, zur Ziel­er­rei­chung aber gleich ge­eig­ne­te Be­schrän­kungs­maß­nah­men dräng­ten sich der­zeit nicht auf. Vor die­sem Hin­ter­grund trete das Grund­recht der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit ge­gen­über dem mit der Ver­ord­nung be­zweck­ten Schutz von Leben und Ge­sund­heit (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG) zu­rück. In der Summe seien auch im Brei­ten- und Frei­zeit­sport sport­li­che Be­tä­ti­gun­gen (wie­der) in einem sub­stan­ti­el­len Um­fang mög­lich, so­dass die ver­blei­ben­den Re­strik­tio­nen wei­ter­hin hin­nehm­bar er­schie­nen.

Gleich­heits­grund­satz durch Son­der­re­ge­lung für Spit­zen- und Pro­fi­sports nicht ver­letzt

Es stel­le kei­nen Ver­stoß gegen den Gleich­heits­grund­satz dar, wenn der Ver­ord­nungs­ge­ber für einen eng um­grenz­ten Per­so­nen­kreis des Spit­zen- und Pro­fi­sports Son­der­re­ge­lun­gen ge­schaf­fen habe, die einen weit­ge­hend un­ein­ge­schränk­ten Trai­nings­be­trieb er­mög­li­chen und Wett­be­wer­be in Pro­fi­li­gen und im Be­rufs­reit­sport sowie Pfer­de­ren­nen er­lau­ben.

Nur ver­gleichs­wei­se ge­rin­ge Zahl an Per­so­nen be­trof­fen

Die Zu­las­sung er­wei­ter­ter Trai­nings- und Wett­kampf­mög­lich­kei­ten für Spit­zen- und Pro­fi­sport­ler be­tref­fe eine ge­mes­sen an der An­zahl der im Be­reich des Brei­ten- und Frei­zeit­s­ports Ak­ti­ven nur ver­gleichs­wei­se ge­rin­ge Zahl an Per­so­nen. Das damit ein­her­ge­hen­de In­fek­ti­ons­ri­si­ko sei dem­entspre­chend für die Ge­sell­schaft deut­lich nied­ri­ger. Hinzu komme, dass sich die­ser Per­so­nen­kreis zu­sätz­lich auf die ver­fas­sungs­recht­lich ge­währ­leis­te­te Be­rufs­frei­heit be­ru­fen könne. Im Üb­ri­gen habe der An­trags­geg­ner auf die im pro­fes­sio­nel­len Sport­be­trieb vor­han­de­ne In­fra­struk­tur und die ins­be­son­de­re mit dem Sport­be­trieb ver­bun­de­ne me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung ver­wie­sen, die sich ma­ß­geb­lich von den Be­din­gun­gen im Brei­ten- und Frei­zeit­sport un­ter­schei­de.

Ri­si­ken bei Pro­fis durch ge­eig­ne­te Hy­gie­ne- und Schutz­kon­zep­te bes­ser ein­grenz­bar

Die mit der Sport­aus­übung ver­bun­de­nen In­fek­ti­ons­ri­si­ken lie­ßen sich vor die­sem Hin­ter­grund im pro­fes­sio­nel­len Sport­be­trieb durch ge­eig­ne­te Hy­gie­ne- und Schutz­kon­zep­te weit­aus bes­ser ein­gren­zen. Dass die be­stehen­den Kon­zep­te grund­sätz­lich un­ge­eig­net oder nur vor­ge­scho­ben seien, sei nicht zu er­se­hen und durch den vom An­trag­stel­ler an­ge­führ­ten "Fall Her­tha BSC" auch nicht be­legt. Der Be­schluss ist un­an­fecht­bar.

OVG Münster, Beschluss vom 10.06.2020 - 13 B 617/20.NE

Redaktion beck-aktuell, 12. Juni 2020.

Mehr zum Thema