Eilantrag gegen Corona-VO Mecklenburg-Vorpommern teilweise erfolgreich

In Mecklenburg-Vorpommern hatte ein Eilantrag gegen Vorschriften der Corona-Landesverordnung (Corona-LVO M-V) teilweise Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht des Landes in Greifswald bestätigte zwar die das 2G-Modell betreffenden Regelungen, setzte aber Regelungen zum Gewichtungskriterium der Verfügbarkeit der intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten (ITS-Auslastung) vorläufig außer Vollzug.

2G-Modell bleibt

Die Außervollzugsetzung betrifft zum einen § 1 Abs. 2 Satz 3 Corona-LVO M-V, soweit darin die verfügbaren medizinischen Behandlungskapazitäten auf "für COVID-19-Patienten" bezogen worden sind. Zum anderen ist die Anlage I zu § 1 Abs. 2 Corona-LVO M-V außer Vollzug gesetzt worden, soweit der Verordnungsgeber darin für das Gewichtungskriterium der "ITS-Auslastung" auf die "für COVID-19-Patienten vorgesehenen" ITS-Betten abgestellt und die maßgeblichen Schwellenwerte unter Verkennung der sich daraus ergebenden zusätzlichen Grundrechtsbeeinträchtigungen neu gefasst hat. Den Antrag gegen die Vorschriften zum sogenannten 2G-Modell lehnte das OVG indes ab.

Gewichtungskriterium der "ITS-Auslastung" fehlerhaft festgelegt

Das OVG führt aus, nach summarischer Prüfung sei der Eilantrag im Hinblick auf das für die risikogewichtete Einstufung nach der Verordnung auch zu beachtende Gewichtungskriterium der "ITS-Auslastung" als begründet anzusehen. Mit der Dritten Änderung der Corona-Landesverordnung Mecklenburg-Vorpommern sei dieser Indikator durch die neugefasste Anlage I zu § 1 Abs. 2 Corona-LVO M-V auf für COVID-19-Patienten "vorgesehene" Betten begrenzt worden. Dabei habe der Verordnungsgeber das Gewichtungskriterium der "ITS-Auslastung" fehlerhaft festgelegt und gegen § 28a Abs. 3 Sätze 5 und 6 IfSG verstoßen, weil er von einem falschen Sachverhalt ausgegangen sei und dadurch die Grenzen seines Gestaltungsspielraums überschritten habe.

Verordnungsgeber muss maßgebliche Regelungen zu ITS-Betten selbst treffen

Zudem habe er weder die absolute Zahl der für COVID-19-Patienten nach der aktuellen risikogewichteten täglichen Einstufung durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales in tatsächlicher Hinsicht "vorgesehenen" 100 ITS-Betten selbst in der Landesverordnung noch das Verfahren der dazu erforderlichen Bewertung geregelt. Eine solche Regelung sei aber von Verfassungs wegen geboten gewesen. Der Verordnungsgeber sei dazu berufen, für die Grundrechtsverwirklichung maßgebliche Regelungen selbst zu treffen.

2G-Modell nicht grundrechtswidrig

Die das 2G-Modell betreffenden Regelungen der §§ 1e bis § 1f Corona-LVO M-V sowie die in § 1g Corona-LVO M-V bestimmten weiteren Maßnahmen hat das OVG dagegen für rechtmäßig erachtet und den Antrag insoweit abgelehnt. Die Vorschriften seien verhältnismäßig und verstießen auch nicht gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz aus Art. 3 Abs. 1 GG. Die Kontaktbeschränkungen insbesondere für Ungeimpfte durch die 2G-Regelungen seien als ein Baustein des Gesamtkonzeptes der Corona-Landesverordnung Mecklenburg-Vorpommern geeignet, das legitime Ziel, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und insbesondere eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, zu erreichen. Die Beschränkungen seien auch erforderlich, weil keine milderen Mittel vorhanden seien. Insbesondere würden das Tragen von medizinischen Atemschutzmasken und Testerfordernisse nicht ausreichen, weil diese Schutzmaßnahmen nicht gleich wirksam seien. Das 2G-Modell sei auch angemessen, weil die ungeimpften Personen nicht völlig von einem Zugang zu lebenswichtigen und unaufschiebbaren Angeboten ausgeschlossen würden.

OVG Greifswald, Beschluss vom 07.01.2022 - 661/21 OVG

Redaktion beck-aktuell, 10. Januar 2022.