Pensionierungen: Ostdeutscher Justiz droht Personallücke

Fast 3.000 Richter und Staatsanwälte erreichen laut Deutschem Richterbund (DRB) in den kommenden 10 Jahren die Altersgrenze. Deshalb komme auf die Gerichte und Staatsanwaltschaften eine große Personallücke zu. Insbesondere Ostdeutschland sei betroffen, erklärte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn.

 

"Die ostdeutschen Bundesländer sind davon besonders betroffen, weil dort zahlreiche Juristen direkt nach der Wiedervereinigung ihren Dienst begonnen haben und jetzt das Ruhestandsalter erreichen", sagte Rebehn der Deutschen Presse-Agentur. Die Entwicklung erreiche im Jahr 2030 ihren Höhepunkt und flache erst danach allmählich ab.

Thüringen und Sachsen-Anhalt am stärksten betroffen

Besonders viele Pensionierungen stehen in Thüringen an, wo binnen zehn Jahren 415 Juristen die Justiz verlassen – rund die Hälfte der derzeit beschäftigten Richter, Staatsanwälte und Proberichter. Das ergab eine Umfrage bei den Justizministerien der Länder von der "Deutschen Richterzeitung", die der Richterbund herausgibt.

Ähnlich ist die Lage in Sachsen-Anhalt, das demnach 390 seiner heute aktiven 814 Richter und Staatsanwälte bis 2033 verliert. In Mecklenburg-Vorpommern scheiden 282 Juristen bis 2033 aus der Justiz aus, eine Quote von 45%. In Brandenburg und Sachsen liegt die Quote mit jeweils 42% etwas darunter. In Berlin liegt sie nach den Angaben bei 39%. Die Hauptstadt muss bis zum Jahr 2033 insgesamt 758 Richter und Staatsanwälte ersetzen.

Rebehn fordert bessere Bezahlung und modernere Arbeitsplätze 

Um eine große Personallücke zu verhindern, müsse die Justiz mit umfangreichen Neueinstellungen gegensteuern, forderte Rebehn. Angesichts gut bezahlter Jobs bei Unternehmen und Anwaltskanzleien müssten die Länder jedoch eine höhere Besoldung und "moderne Arbeitsplätze auf der Höhe der digitalen Zeit" anbieten. "Eine personell ausgezehrte Justiz nach Kassenlage, die mit ihren wachsenden Aufgaben nicht mehr Schritt halten kann und für Gerichtsverfahren immer länger braucht, darf es nicht geben", betonte Rebehn.

Redaktion beck-aktuell, 18. September 2023 (dpa).