Bau­hand­wer­ker­si­che­rung: Ohne Si­cher­heits­leis­tung voll­streck­bar

Die um­strit­te­ne Frage, ob für die vor­läu­fi­ge Voll­stre­ckung einer Bau­hand­wer­ker­si­che­rung selbst wie­der­um eine Si­cher­heit ge­leis­tet wer­den muss, hat das OLG Schles­wig nun­mehr ver­neint. Dies stehe auch im In­ter­es­se der Li­qui­di­tät des Bau­un­ter­neh­mers.

Eine Auf­trag­ge­be­rin war ver­ur­teilt wor­den, einem Werk­un­ter­neh­mer für Ver­gü­tungs­an­sprü­che und Ne­ben­for­de­run­gen aus einem Bau­vor­ha­ben eine Bau­hand­wer­ker­si­cher­heit von rund 377.000 Euro zu leis­ten. Das Land­ge­richt er­klär­te das Ur­teil ohne Si­cher­heits­leis­tung für vor­läu­fig voll­streck­bar. Damit war die Be­stel­le­rin nicht ein­ver­stan­den. Sie legte Be­ru­fung ein und be­an­trag­te, nach § 718 Abs. 1 ZPO vorab über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit zu ent­schei­den – eine Si­cher­heits­leis­tung durch das Bau­un­ter­neh­men sei er­for­der­lich.

Der 12. Zi­vil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Schles­wig (Teil­ur­teil vom 06.09.202312 U 59/23) wies den An­trag zu­rück. Die Schles­wi­ger Rich­te­rin­nen und Rich­ter kamen – im Ein­klang mit einer Ent­schei­dung des KG (Ur­teil vom 22.06.2018 - 7 U 111/17) – zu dem Er­geb­nis, dass der Un­ter­neh­mer vor der vor­läu­fi­gen Voll­stre­ckung der Bau­hand­wer­ker­si­che­rung keine Si­cher­heits­leis­tung er­brin­gen muss. An­dern­falls würde Auf­trag­neh­mern ein Gro­ß­teil ihres Druck­po­ten­zi­als ge­gen­über dem Auf­trag­ge­ber ge­nom­men, gab das OLG zu be­den­ken. Dem stün­de ein­deu­tig der Re­ge­lungs­zweck des § 650f BGB (Bau­hand­wer­ker­si­che­rung) ent­ge­gen, dem Un­ter­neh­mer mög­lichst schnell und ef­fek­tiv eine Si­cher­heit für seine Werk­lohn­an­sprü­che zu ver­schaf­fen, auch im In­ter­es­se von des­sen Li­qui­di­tät. Gegen den Ge­set­zes­zweck sprä­che es zum Bei­spiel, wenn der Werk­un­ter­neh­mer erst selbst auf ei­ge­ne Kos­ten eine Si­cher­heit leis­ten müss­te, um sei­nen An­spruch auf Si­cher­heits­leis­tung voll­stre­cken zu kön­nen.

Gegen die Vor­ab­ent­schei­dung des OLG über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit ist kein Rechts­mit­tel zu­läs­sig (§ 718 Abs. 2 ZPO).

OLG Schleswig, Urteil vom 06.09.2023 - 12 U 59/23

Redaktion beck-aktuell, ns, 18. Oktober 2023.

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