Ma­trat­zen­streit: Be­stel­lun­gen beim Kon­kur­ren­ten als sit­ten­wid­ri­ge Schä­di­gung

Be­las­ten Mit­ar­bei­ter eines Ma­trat­zen­ver­triebs einen Mit­be­wer­ber mit sinn­lo­sen On­line-Be­stel­lun­gen und Re­tou­ren und hin­ter­las­sen ne­ga­ti­ve Be­wer­tun­gen, löst dies laut OLG Hamm Un­ter­las­sungs- und Scha­dens­er­satz­sprü­che nach dem UWG und § 826 BGB aus.

Zwei An­ge­stell­te eines Ma­trat­zen­her­stel­lers or­der­ten beim Kon­kur­ren­ten über das In­ter­net in ins­ge­samt elf Fäl­len Ma­trat­zen bzw. Ma­trat­zen­auf­la­gen. An­schlie­ßend sand­ten sie die Waren wie­der zu­rück und hin­ter­lie­ßen er­fun­de­ne, schlech­te Be­wer­tun­gen wie etwa: "Sehr un­be­que­me Ma­trat­ze zudem che­mi­scher Ge­ruch", ,"Der Ge­ruch ist un­er­träg­lich trotz mehr­ma­li­ger Lüf­tung", "Ma­trat­ze stinkt un­glaub­lich, habe sie schon aus­ge­lüf­tet, aber nicht bes­ser". Nach er­folg­lo­ser Ab­mah­nung zog der Mit­be­wer­ber vor Ge­richt und er­wirk­te eine einst­wei­li­ge Ver­fü­gung. Die ge­for­der­te Er­klä­rung gab das Un­ter­neh­men nicht ab, auch die Er­stat­tung der dies­be­züg­li­chen Kos­ten ver­wei­ger­te es und be­rief sich auf Ver­jäh­rung. Die Vor­in­stanz gab der Klage wegen sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung über­wie­gend statt und sprach der Kon­kur­renz Un­ter­las­sungs- und Scha­dens­er­satz­sprü­che nach dem UWG und § 826 BGB zu.

Sys­te­ma­ti­sche Scha­dens­zu­fü­gung

Beim OLG Hamm hielt die Ent­schei­dung (Ur­teil vom 16.04.2024 – 4 U 151/22) Stand. Der Zi­vil­se­nat war der An­sicht, dass be­reits die Ver­öf­fent­li­chung nach­tei­li­ger Äu­ße­run­gen über die Kon­kur­ren­tin oder nach­tei­li­ge Äu­ße­run­gen über sie ge­gen­über Platt­form­be­trei­bern als sol­ches Ein­grif­fe dar­stell­ten, die als Scha­dens­zu­fü­gung nach § 826 BGB an­zu­se­hen waren. Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter waren davon über­zeugt, dass das Vor­ge­hen des Kon­kur­ren­ten of­fen­kun­dig al­lein dem Zweck dien­te, das An­se­hen der Mit­be­wer­be­rin der Öf­fent­lich­keit und bei Ver­trags­part­nern zu schmä­lern und sie sys­te­ma­tisch mit der Ab­wick­lung sinn­lo­ser Be­stel­lun­gen und an­schlie­ßen­der sinn­lo­ser Re­tou­ren­vor­gän­ge zu be­las­ten.

Der Un­ter­las­sungs­an­spruch, so das OLG wei­ter, sei auch nicht ver­jährt. Es gelte die drei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist nach § 195 BGB, die hier nicht durch die kur­zen lau­ter­keits­recht­li­chen Ver­jäh­rungs­fris­ten nach § 11 Abs. 1 UWG ver­drängt werde. Das OLG hat die Re­vi­si­on nicht zu­ge­las­sen.

OLG Hamm, Urteil vom 16.04.2024 - 4 U 151/22

Redaktion beck-aktuell, ns, 8. Juli 2024.

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