OLG Frank­furt am Main: Zahl der im In­land Be­schäf­tig­ten al­lein ma­ß­geb­lich für Mit­be­stim­mungs­in­ten­si­tät im Auf­sichts­rat

Das Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt am Main hat mit rechts­kräf­ti­gem Be­schluss vom 25.05.2018 ent­schie­den, dass al­lein die An­zahl der im In­land be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer dar­über ent­schei­det, ob ein Auf­sichts­rat dem Mit­be­stim­mungs­ge­setz un­ter­fällt. Es ver­sto­ße nicht gegen den Gleich­heits­satz, die in aus­län­di­schen Toch­ter­ge­sell­schaf­ten Be­schäf­tig­ten nicht mit­zu­zäh­len (Az.: 21 W 32/18).

Ak­tio­när mo­nier­te Zu­sam­men­set­zung des Auf­sichts­rats

Der An­trag­stel­ler ist Ak­tio­när der An­trags­geg­ne­rin. Die geg­ne­ri­sche Ak­ti­en­ge­sell­schaft ist im Be­reich der Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on tätig. Im Auf­sichts­rat der An­trags­geg­ne­rin sit­zen der­zeit 1/3 Ar­beit­neh­mer­ver­tre­ter auf Basis des Drit­tel­be­tei­li­gungs­ge­set­zes (Drit­telbG). Der An­trag­stel­ler ist der An­sicht, die Ar­beit­neh­mer müss­ten pa­ri­tä­tisch neben den An­teils­eig­nern mit der Hälf­te der Sitze ver­tre­ten sein (Mit­be­stim­mungsG). Der An­trag­stel­ler lei­te­te ein ge­richt­li­ches Sta­tus­ver­fah­ren nach §§ 98 AktG ein und be­an­trag­te, über die Zu­sam­men­set­zung des Auf­sichts­rats ge­richt­lich zu ent­schei­den. Das Land­ge­richt wies den An­trag zu­rück. Da­ge­gen legte der An­trag­stel­ler Be­schwer­de ein.

Rechts­la­ge

Ma­ß­geb­lich für den An­teil der im Auf­sichts­rat ver­tre­te­nen Ar­beit­neh­mer ist die An­zahl der Be­schäf­tig­ten. Über­steigt diese den Schwel­len­wert von 2000, ist das Mit­be­stim­mungsG an­wend­bar und eine pa­ri­tä­ti­sche Be­set­zung vor­ge­schrie­ben. Liegt sie dar­un­ter, be­läuft sich der An­teil nach den Vor­ga­ben des Drit­telbG auf ein Drit­tel. Die Zahl der Ar­beit­neh­mer der An­trags­geg­ne­rin über­schrei­tet hier nur dann die Schwel­le von 2000, wenn man neben den im In­land be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mern auch die in aus­län­di­schen Toch­ter­ge­sell­schaf­ten der An­trags­geg­ne­rin Be­schäf­tig­ten mit­be­rück­sich­tigt.

OLG: Bil­dung des Auf­sichts­rats der An­trags­geg­ne­rin nicht zu be­an­stan­den

Die Be­schwer­de hatte kei­nen Er­folg. Der Auf­sichts­rat der An­trags­geg­ne­rin sei zu­tref­fend nach den Grund­sät­zen des Drit­telbG ge­bil­det wor­den. Für die Be­rech­nung der ma­ß­geb­li­chen An­zahl der Ar­beit­neh­mer komme es al­lein auf die im In­land be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer an. Der Wort­laut des Mit­be­stim­mungsG spre­che zwar al­lein von Ar­beit­neh­mern, ohne eine Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen in­län­di­schen und aus­län­di­schen Be­trie­ben vor­zu­neh­men. Das Ge­setz nehme aber auf § 5 Be­trVG Bezug. Dort gelte je­doch seit jeher das Ter­ri­to­ri­al­prin­zip. Dies ent­spre­che auch dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers.

Ge­fahr der Ver­la­ge­rung von Ar­beits­plät­zen ohne Be­lang

Die vom An­trag­stel­ler an­ge­führ­te Ge­fahr, dass so wei­te­re An­rei­ze zur Ver­la­ge­rung von Ar­beits­plät­zen ins Aus­land ge­schaf­fen wür­den, stehe die­ser Aus­le­gung nicht ent­ge­gen, so das OLG wei­ter. Die Wert­ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers für das Prin­zip der Mit­be­stim­mung sei wie an­de­re so­zia­le Grund­ent­schei­dun­gen auch häu­fig mit der theo­re­ti­schen Ge­fahr der Ab­wan­de­rung von Ar­beits­plät­zen ins Aus­land ver­bun­den, rich­te sich hier­an je­doch nicht aus. An­ge­sichts der Viel­zahl der mit der Stand­ort­wahl ver­bun­de­nen Über­le­gun­gen spie­le die Frage der Mit­be­stim­mung nur eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle.

Weder Ver­stoß gegen EU-Recht noch gegen Gleich­heits­satz

Die Nicht­be­rück­sich­ti­gung von Ar­beit­neh­mern in aus­län­di­schen Be­trie­ben bei der Zähl­wei­se ver­stö­ßt laut OLG auch nicht gegen Eu­ro­pa­recht. Eine Dis­kri­mi­nie­rung aus Grün­den der Staats­an­ge­hö­rig­keit schei­de aus. Die Zähl­wei­se wirke sich all­ge­mein auf die Mit­be­stim­mungs­in­ten­si­tät der Ar­beit­neh­mer im Auf­sichts­rat aus und tref­fe damit in­län­di­sche und aus­län­di­sche Ar­beit­neh­mer glei­cher­ma­ßen. Der Gleich­heits­satz werde eben­falls nicht be­rührt. Ak­ti­ves und pas­si­ves Wahl­recht zum Auf­sichts­rat stün­den - aus Grün­den des Ter­ri­to­ri­al­prin­zips - al­lein im In­land be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mern zu. Folg­lich sei es auch sach­ge­recht, den Um­fang der Mit­be­stim­mung an der An­zahl die­ser Wahl­be­rech­tig­ten aus­zu­rich­ten.

OLG Frankfurt a. M., Beschluss vom 25.05.2018 - 21 W 32/18

Redaktion beck-aktuell, 29. Mai 2018.

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