Um­gangs­recht: Klein­kind muss bei An­we­sen­heit von Hun­den be­auf­sich­tigt wer­den

Ein Vater, der mit sie­ben Schlit­ten­hun­den in einem Haus­halt lebt und Um­gang mit sei­nem noch nicht zwei Jahre alten Kind be­gehrt, muss ge­währ­leis­ten, dass er sein Kind in Ge­gen­wart eines oder meh­re­rer Hunde nicht un­be­auf­sich­tigt lässt. Dies hat das Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt am Main am 27.10.2020 ent­schie­den. Die Hunde müss­ten aber nicht weg­ge­sperrt wer­den.

Vater be­gehr­te Um­gang mit Kind

Die Be­tei­lig­ten sind die nicht mit­ein­an­der ver­hei­ra­te­ten El­tern eines im Fe­bru­ar 2019 ge­bo­re­nen Kin­des. Sie trenn­ten sich im De­zem­ber 2019. Der Vater be­gehr­te eine Um­gangs­re­ge­lung mit dem Kind mit Über­nach­tun­gen am Wo­chen­en­de. Er lebt mit sei­ner neuen Le­bens­ge­fähr­tin und ins­ge­samt sie­ben Hun­den (dar­un­ter fünf Hus­kys und ein La­bra­dor) zu­sam­men und be­treibt Schlit­ten­sport. Die Mut­ter ver­wei­ger­te diese Um­gangs­kon­tak­te, so­lan­ge nicht ge­währ­leis­tet sei, dass das Kind nicht mit mehr als zwei Hun­den in Kon­takt kommt und die an­de­ren in die­ser Zeit im Zwin­ger ge­hal­ten wer­den.

FamG mach­te Ab­we­sen­heit der Hunde zur Auf­la­ge für Um­gang

Das Fa­mi­li­en­ge­richt ver­pflich­te­te die Mut­ter, dem Vater re­gel­mä­ßi­gen Um­gang zu ge­wäh­ren. Dabei be­stimm­te es, dass die zuvor ge­re­gel­ten Kon­tak­te des Kin­des­va­ters mit dem Kind nur in Ab­we­sen­heit der im Haus­halt des Kin­des­va­ters le­ben­den Hunde ge­stat­tet sind. Gegen diese Auf­la­ge rich­tet sich die Be­schwer­de des Va­ters.

OLG: Be­auf­sich­ti­gung bei Ge­gen­wart der Hunde aus­rei­chend

Die Be­schwer­de hatte teil­wei­se Er­folg. Das OLG wies dar­auf hin, dass den Be­den­ken der Mut­ter auch auf an­de­re Weise Rech­nung ge­tra­gen wer­den könne. Ge­eig­net und er­for­der­lich sei al­lein, dass der Vater si­cher­stel­len müsse, dass das Kind wäh­rend der Um­gangs­kon­tak­te in Ge­gen­wart von einem oder meh­re­ren im Haus­halt le­ben­den Hun­den nicht un­be­auf­sich­tigt ist.

Keine Kin­des­wohl­ge­fähr­dung er­kenn­bar

Vater und Mut­ter übten hier die el­ter­li­che Sorge ge­mein­sam aus. An­halts­punk­te für eine kon­kre­te Ge­fähr­dung des Kin­des­wohls seien weder dar­ge­tan noch er­sicht­lich. Es han­de­le sich zwar um eine Viel­zahl von Hun­den, die wäh­rend des Um­gangs zu­ge­gen sein könn­ten. Die an­we­sen­den Hun­de­ras­sen seien je­doch für sich ge­nom­men nicht als ge­fähr­lich ein­zu­stu­fen, son­dern im Ge­gen­teil eher als men­schen­freund­lich, so­zi­al und sanft­mü­tig be­kannt. Da der Vater und seine Le­bens­ge­fähr­tin sich dem Hun­de­sport zu­ge­wen­det hät­ten, sei von einem re­gel­mä­ßi­gen Trai­ning und Grund­ge­hor­sam aus­zu­ge­hen.

Keine An­halts­punk­te für Nicht­wahr­neh­mung der El­tern­ver­ant­wor­tung

Es lägen auch kei­ner­lei An­halts­punk­te dafür vor, dass der Vater sei­ner El­tern­ver­ant­wor­tung und sei­nen Auf­sichts­pflich­ten zur Si­cher­stel­lung des Kin­des­wohls wäh­rend der Um­gangs­aus­übung nicht Ge­nü­ge tun würde. Gleich­wohl sei hier die ent­spre­chen­de Ver­pflich­tung an den Vater zum Zwe­cke der Klar­stel­lung und mah­nen­den Er­in­ne­rung zu te­norie­ren, so das OLG. Der Vater müsse be­son­de­re Auf­merk­sam­keit in den Si­tua­tio­nen wal­ten las­sen, in denen die Hunde be­son­ders auf­ge­regt seien oder sein könn­ten und in denen das Kind in en­ge­rem Kon­takt mit einem der Hunde sei. Dass das Kind in un­mit­tel­ba­rem und en­ge­rem Kon­takt mit meh­re­ren Hun­den gleich­zei­tig sei, sei mit Blick auf das Alter des Kin­des oh­ne­hin aus­ge­schlos­sen und werde vom Vater bei an­ge­mes­se­ner Wahr­neh­mung sei­ner Er­zie­hungs­ver­ant­wor­tung ver­hin­dert wer­den, be­tont das OLG.

OLG Frankfurt a. M., Beschluss vom 27.10.2020 - 1 UF 170/20

Redaktion beck-aktuell, 5. November 2020.

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