OLG Düs­sel­dorf: Stö­rung der To­ten­ru­he recht­fer­tigt nicht un­be­dingt frist­lo­se Kün­di­gung

Eine Kir­chen­ge­mein­de im Ber­gi­schen Land durf­te einem Fried­hofs­gärt­ner nicht nach 25 Jah­ren frist­los kün­di­gen, weil des­sen Mit­ar­bei­ter sich im Um­gang mit einer Lei­che straf­bar ge­macht hat. Das geht aus einem jetzt ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil des Ober­lan­des­ge­richts Düs­sel­dorf vom 26.11.2019 her­vor (Az.: I-21 U 38/19).

Grä­ber bei Aus­hub­ar­bei­ten ver­wech­selt

Der Fried­hofs­gärt­ner wurde im Sep­tem­ber 2016 mit der Vor­be­rei­tung einer Be­er­di­gung in dem mitt­le­ren Grab einer Fa­mi­li­en­grabstät­te be­auf­tragt. In dem lin­ken Grab war zu­letzt 2010 ein Fa­mi­li­en­mit­glied be­er­digt wor­den. Ein Mit­ar­bei­ter des Fried­hofs­gärt­ners ver­wech­sel­te bei den Aus­hub­ar­bei­ten die Grä­ber und hub das linke Grab aus.

Kün­di­gung nach Ent­sor­gung ver­rot­te­ter Sarg­tei­le in Müll­con­tai­ner

Als er hier­bei auf nicht ver­rot­te­te Sarg- und Lei­chen­tei­le stieß, ent­sorg­te er diese in einem Müll­con­tai­ner. Dort wur­den sie we­ni­ge Tage spä­ter ent­deckt. Dar­auf kün­dig­te die Kir­chen­ge­mein­de den Ver­trag mit dem Fried­hofs­gärt­ner frist­los. Au­ßer­dem er­klär­te sie die or­dent­li­che Kün­di­gung.

OLG Düs­sel­dorf: Ab­mah­nung statt frist­lo­ser Kün­di­gung

Aus Sicht des OLG war der Kir­chen­ge­mein­de eine wei­te­re Tä­tig­keit des Mit­ar­bei­ters des Klä­gers auf dem Fried­hof nicht mehr zu­mut­bar. Das recht­fer­ti­ge aber nicht die Kün­di­gung ge­gen­über dem Klä­ger, der über 25 Jahre be­an­stan­dungs­frei ge­ar­bei­tet habe. Die­sen hätte die Kir­chen­ge­mein­de viel­mehr ab­mah­nen und ihm so Ge­le­gen­heit geben kön­nen, sei­nen Mit­ar­bei­ter von wei­te­ren Tä­tig­kei­ten zu ent­bin­den. 

Fried­hofs­gärt­ner kann ent­gan­ge­ne Ver­gü­tung ver­lan­gen

Des­halb kann der Fried­hofs­gärt­ner Ver­gü­tung für das halbe Jahr ver­lan­gen, das nach der frist­lo­sen Kün­di­gung bis zur frist­ge­rech­ten Be­en­di­gung sei­nes Ver­tra­ges ver­ging. Das OLG be­stä­tigt damit das erst­in­stanz­li­che Grund­ur­teil des Land­ge­richts Wup­per­tal. Die­ses muss nun ent­schei­den, wel­che Ver­gü­tung dem Fried­hofs­gärt­ner der Höhe nach zu­steht (Az.: 7 O 59/17).

OLG Düsseldorf, Urteil vom 26.11.2019

Redaktion beck-aktuell, 5. Februar 2020.

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