Nut­zung eines "Blan­ko-At­tests" aus dem In­ter­net zu Be­frei­ung von Mas­ken­pflicht straf­bar

Wer ein im In­ter­net von einem Arzt be­reit­ge­stell­tes "Blan­ko-At­test" zur Be­frei­ung von der Mas­ken­pflicht ver­wen­det, kann sich hier­mit straf­bar ma­chen. Wie das Ober­lan­des­ge­richt Celle ent­schie­den hat, kommt eine Straf­bar­keit nach § 279 StGB wegen Ge­brauchs eines un­rich­ti­gen Ge­sund­heits­zeug­nis­ses in Be­tracht. 

Blan­ko-Be­schei­ni­gung zu Um­ge­hung der Mas­ken­pflicht ge­nutzt

Ein­zel­ne Ärzte boten in den letz­ten Jah­ren über das In­ter­net Be­schei­ni­gun­gen an, in denen sie ohne in­di­vi­du­el­le Un­ter­su­chung der Be­trof­fe­nen be­stä­tig­ten, dass aus me­di­zi­ni­schen Grün­den das Tra­gen eines Mund­schut­zes nicht rat­sam sei. Der An­ge­klag­te lud eine sol­che Blan­ko-Be­schei­ni­gung her­un­ter, die als "Ärzt­li­ches At­test" über­schrie­ben war, den Namen des aus­stel­len­den Arz­tes und des­sen Be­rufs­be­zeich­nung ent­hielt und vom Ver­wen­der mit sei­nen ei­ge­nen Per­so­na­li­en zu ver­voll­stän­di­gen war. In dem For­mu­lar­text wurde dem Ver­wen­der be­stä­tigt, dass das Tra­gen eines Mund­schut­zes aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht rat­sam sei. Der An­ge­klag­te zeig­te das mit sei­nen Per­so­na­li­en ver­voll­stän­dig­te For­mu­lar ge­gen­über der Po­li­zei vor, die ihn auf die Pflicht hin­ge­wie­sen hatte, einen Mund-Na­sen­schutz zu tra­gen.

OLG Celle be­stä­tigt Straf­bar­keit der Nut­zung des For­mu­lars

Das LG Han­no­ver hatte den An­ge­klag­ten auf­grund die­ses Sach­ver­halts wegen Ge­brauchs eines un­rich­ti­gen Ge­sund­heits­zeug­nis­ses nach § 279 StGB zu einer Geld­stra­fe in Höhe von 50 Ta­ges­sät­zen ver­ur­teilt. Das OLG Celle be­stä­tig­te in zwei­ter In­stanz, dass die Ver­wen­dung eines der­ar­ti­gen "Blan­ko-At­tests" als Ge­brauch eines un­rich­ti­gen Ge­sund­heits­zeug­nis­ses straf­bar sein kann. Das For­mu­lar habe im Grund­satz den An­schein einer gül­ti­gen ärzt­li­chen Be­schei­ni­gung ge­habt, so das OLG. Ein au­ßen­ste­hen­der Drit­ter habe es so ver­ste­hen müs­sen, dass beim An­ge­klag­ten in­di­vi­du­el­le me­di­zi­ni­sche Grün­de vor­ge­le­gen hät­ten, auf­grund derer das Tra­gen eines Mund-Nasen-Schut­zes kon­train­di­ziert ge­we­sen sei, und dass der Arzt die­sen Be­fund auf­grund einer kör­per­li­chen Un­ter­su­chung ge­trof­fen habe. Da eine sol­che Un­ter­su­chung nicht statt­ge­fun­den habe, sei das ver­meint­li­che At­test un­rich­tig ge­we­sen.

For­mu­lar muss mit Un­ter­schrift des Arz­tes ver­se­hen ge­we­sen sein

Das OLG Celle hat das land­ge­richt­li­che Ur­teil den­noch auf die Re­vi­si­on des An­ge­klag­ten hin zu­nächst auf­ge­ho­ben und das Ver­fah­ren an das LG zu­rück­ver­wie­sen. Die­ses muss dem OLG zu­fol­ge prü­fen, ob das For­mu­lar mit einer (ein­ge­scann­ten) Un­ter­schrift des Arz­tes ver­se­hen war. An­de­ren­falls läge kein Ge­sund­heits­zeug­nis vor. Auch die Straf­zu­mes­sung sei näher zu be­grün­den, so das OLG.

OLG Celle, Beschluss vom 27.06.2022 - 2 Ss 58/22

Gitta Kharraz, 6. Juli 2022.

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