Umzug nach Deutsch­land: Kin­der müs­sen 81.000 Euro zu­rück­zah­len

Zie­hen min­der­jäh­ri­ge Kin­der aus dem Aus­land nach Deutsch­land zu­rück, muss der Un­ter­halt auf­grund eines Sta­tu­ten­wech­sels ge­ge­be­nen­falls neu be­rech­net wer­den. Das OLG Celle setz­te nun den Un­ter­halt für drei Mäd­chen fest und ver­ur­teilt sie, ihrem ame­ri­ka­ni­schen Vater über 81.000 Euro zu er­stat­ten.

Ein Paar – er Ame­ri­ka­ner, sie Deut­sche – trenn­te sich in Ka­li­for­ni­en. Der Vater von drei min­der­jäh­ri­gen Töch­tern, die bei der Mut­ter leb­ten, ar­bei­te­te als gut ver­die­nen­der Arzt und zahl­te mo­nat­li­chen Kin­des­un­ter­halt von etwas über 6.000 US-Dol­lar. Sein jähr­li­ches Brut­to­ein­kom­men lag bei mehr als 460.000 US-Dol­lar. Im Som­mer 2021 zog die Mut­ter mit den drei Mäd­chen nach Deutsch­land, womit sich der Vater zuvor schrift­lich ein­ver­stan­den er­klärt hatte. Dar­auf­hin be­an­trag­te die­ser eine Ab­än­de­rung der Un­ter­halts­zah­lun­gen. Er war der Mei­nung, dass auf­grund des Um­zu­ges und des nun­mehr an­wend­ba­ren deut­schen Un­ter­halts­rechts der Un­ter­halt her­ab­zu­set­zen sei – auf je­weils 160% des Min­dest­be­tra­ges der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le der je­wei­li­gen Al­ters­stu­fe ab­züg­lich des hälf­ti­gen Kin­der­gel­des, ins­ge­samt auf 2.080,50 Euro. Zu Un­recht, fand das AG: Denn auf eine Ab­än­de­rung habe er in der Ver­ein­ba­rung wirk­sam ver­zich­tet. Mit sei­ner Be­schwer­de er­lang­te der Me­di­zi­ner, der nun zu­sätz­lich auch die Rück­zah­lung des in den USA über­zahl­ten Un­ter­halts von ins­ge­samt 112.000 Euro ver­lang­te, einen Teil­erfolg.

Nach An­sicht des OLG Celle ist das ka­li­for­ni­sche Un­ter­halts­ur­teil ab­zu­än­dern und die Töch­ter auf Rück­zah­lung über­zahl­ten Un­ter­halts in Höhe von 80.000 Euro nach § 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. BGB zu ver­ur­tei­len (Be­schluss vom 11.06.2024 – 17 UF 204/23). Laut den Rich­te­rin­nen und Rich­tern liegt auf­grund des Um­zu­ges der Mut­ter nach Deutsch­land ein Sta­tu­ten­wech­sel vor, so­dass jetzt deut­sches Un­ter­halts­recht gilt. Auf Grund­la­ge des deut­schen Un­ter­halts­rechts kommt das OLG in der höchs­ten Al­ters­stu­fe der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le auf­grund des Mehr­be­darfs (Kos­ten für die in­ter­na­tio­na­le Schu­le) auf einen Un­ter­halts­be­trag von mo­nat­li­chen 5.181 Euro (3 x 1.727 Euro). Der per­sön­li­che Hin­ter­grund der zuvor in Ka­li­for­ni­en auf­ge­wach­se­nen Teen­ager lasse den Be­such einer in­ter­na­tio­na­len Schu­le durch­aus als an­ge­zeigt und an­ge­mes­sen er­schei­nen.

Den vor­ge­tra­ge­nen Mehr­be­darf etwa für re­gel­mä­ßi­ge Re­stau­rant­be­su­che und Ur­lau­be (beide vom Ge­richt als nicht an­ge­mes­se­ne Teil­ha­be am Luxus be­zeich­net), kie­fer­or­tho­pä­di­sche Be­hand­lun­gen und Reit­un­ter­richt könne der Senat – man­gels kon­kret vor­ge­tra­ge­ner Be­trä­ge – nicht nach­voll­zie­hen. Dem Vor­trag sei be­reits ein kon­kre­ter Be­darf, der die höchs­te Ein­kom­mens­grup­pe der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le über­stei­gen würde, nicht hin­rei­chend zu ent­neh­men. Zwar hät­ten die Mäd­chen auf einen hohen Le­bens­stan­dard ver­wie­sen. Kon­kre­te und re­gel­mä­ßig auf­ge­wand­te Be­trä­ge für des­sen Ver­wirk­li­chung hät­ten sie aber nicht ge­nannt. Für die vo­ri­gen (nied­ri­ge­ren) Al­ters­stu­fen müss­ten die Töch­ter daher über 81.000 Euro an ihren Vater zu­rück­zah­len, ent­schied das OLG. 

OLG Celle, Beschluss vom 11.06.2024 - 17 UF 204/23

Redaktion beck-aktuell, ns, 24. Juni 2024.

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