Un­zu­läs­si­ge Ge­sund­heits­wer­bung: Heil­prak­ti­ker lobte Weih­rauch im TV-Shop­ping

Auch Na­tur­kräu­ter un­ter­lie­gen stren­ger Kon­trol­le: So müs­sen sich Te­le­shop­ping-Ka­nä­le vor­her mit der Health-Claim-Ver­ord­nung und der Le­bens­mit­tel­in­for­ma­ti­ons­ver­ord­nung be­schäf­ti­gen, bevor sie einen Heil­prak­ti­ker ein­la­den, der von sei­nen Er­fol­gen mit den Kräu­tern er­zählt.

Ein Te­le­shop­ping-Kanal lud sich einen Heil­prak­ti­ker ein, der von Kräu­tern schwärm­te, die er in sei­ner Pra­xis ein­setz­te. Ziel der Sen­dung war es, Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel an den Mann zu brin­gen, die den von dem Heil­prak­ti­ker be­spro­che­nen Weih­rauch und das Cur­cu­min ent­hal­ten. So pries er die bei­den Kräu­ter zur Hei­lung von Ar­thro­se, Alz­hei­mer und auch von sonst jeg­li­cher chro­ni­schen Ent­zün­dung – sogar Long Covid – an, etwa mit der Aus­sa­ge: "Hier hat man ganz klar fest­ge­stellt, bei ar­thri­ti­schen Be­schwer­den wirkt Cur­cu­min ten­den­zi­ell sogar bes­ser als Dicl­ofen­ac". Mit einem an­de­ren Prä­pa­rat soll­ten die Zu­schaue­rin­nen und Zu­schau­er ent­gif­ten.

Eine Un­ter­las­sungs­er­klä­rung moch­te der Be­trei­ber des Fern­seh­ka­nals nicht ab­ge­ben, denn der ein­ge­la­de­ne Gast habe gänz­lich ohne Bezug zu den Pro­duk­ten nur über seine ei­ge­nen Er­fol­ge mit Weih­rauch und Cur­cu­min re­fe­riert. Weder das Land­ge­richt noch das OLG Celle folg­ten die­ser Ar­gu­men­ta­ti­on, das OLG er­ließ einen ent­spre­chen­den Hin­weis­be­schluss (Be­schluss vom 27.02.2024 – 13 U 53/23).

Keine krank­heits­be­zo­ge­ne Wer­bung er­laubt

Der Kanal sei zu Recht zur Un­ter­las­sung der zahl­rei­chen Wer­be­aus­sa­gen nach § 8 Abs. 1, 3 Nr. 2, § 3, § 3a UWG in Ver­bin­dung mit Art. 7 Abs. 3, 4 der VO (EU) 1169/2011 (Le­bens­mit­tel­in­for­ma­ti­ons-VO, LMIV) ver­ur­teilt wor­den, so das OLG. Mal davon ab­ge­se­hen, dass Zu­schaue­rin­nen und Zu­schau­er nicht zwi­schen dem Pro­dukt und dem darin ent­hal­te­nen In­halts­stoff un­ter­schie­den, habe der Heil­prak­ti­ker seine Er­fol­ge auch nicht nur sei­nen ge­prie­se­nen Kräu­tern, son­dern auch dem be­wor­be­nen Pro­dukt zu­ge­schrie­ben. So hatte er ein­deu­tig auf die Kap­seln Bezug ge­nom­men, z.B. mit der Aus­sa­ge: "Sie kau­fen hier nicht nur ir­gend­wel­che Kap­seln, son­dern in­ves­tie­ren in die Lö­sung gegen ihre Be­schwer­den".

Nach Art. 7 Abs. 3 und 4 der LMIV dürf­ten In­for­ma­tio­nen über ein Le­bens­mit­tel die­sem keine Ei­gen­schaf­ten der Vor­beu­gung, Be­hand­lung oder Hei­lung einer mensch­li­chen Krank­heit zu­schrei­ben oder den Ein­druck die­ser Ei­gen­schaf­ten ent­ste­hen las­sen. Das habe der Heil­prak­ti­ker je­doch ein­deu­tig getan.

Mit der Wer­bung für das Ent­gif­tungs­mit­tel habe der Te­le­shop­ping-Kanal gegen die Health-Claim-Ver­ord­nung (HCVO) ver­sto­ßen, indem er ge­sund­heits­be­zo­ge­ne An­ga­ben mach­te, die nicht in die Liste der zu­ge­las­se­nen An­ga­ben nach Art. 13 und 14 HCVO auf­ge­nom­men wor­den waren, be­zie­hungs­wei­se zu­ge­las­se­ne An­ga­ben für die ma­ß­geb­li­chen In­halts­stof­fe nicht bei­füg­te. 

OLG Celle, Beschluss vom 27.02.2024 - 13 U 53/23

Redaktion beck-aktuell, rw, 6. Juni 2024.

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