NRW führt integrierten Jura-Bachelor per Gesetz ein

Der Landtag in Nordrhein-Westfalen hat am Mittwoch ein Gesetz zur Einführung des integrierten Bachelors beschlossen. Damit kann bald jeder Studierende, der die Voraussetzungen erfüllt, bei seiner Uni den Bachelorgrad beantragen – die Regelung gilt auch rückwirkend.

Studierende in NRW, die den Schwerpunkt absolviert haben und alle Voraussetzungen für das erste Staatsexamen erfüllen, sollen künftig den Bachelor of Laws verliehen bekommen. Das Gesetz, mit dem unter anderem das Landeshochschulgesetz (HG) geändert wird, soll im April 2025 in Kraft treten.

Ein neuer § 66 Abs. 1a HG regelt die Einführung des Bachelors sowie die Voraussetzung, die dafür nötig sind. Sollten diese erfüllt sein, verleiht die Universität auf Antrag des Studierenden den Bachelorgrad. Eine Doppeleinschreibung ist nicht erforderlich.

Bachelor kann auch nachträglich verliehen werden

Das am Mittwoch im Landtag verabschiedete Gesetz enthält auch die Möglichkeit, den Bachelorgrad rückwirkend zu erhalten. Das gilt für alle ehemaligen Studierenden, die die entsprechenden Voraussetzungen erstmalig nach dem 31. März 2017 erfüllt haben.

In einer Presseerklärung sagte Justizminister Benjamin Limbach: "Dieser zusätzliche Abschluss ist ein echter Gewinn für Studentinnen und Studenten im Studiengang Rechtwissenschaft. Mit dem Bachelor haben sie einen universitären Abschluss und können ein Masterstudium anschließen oder in den Arbeitsmarkt gehen. Das macht den rechtswissenschaftlichen Studiengang für eine Vielzahl potenzieller Studienanfängerinnen und Studienfänger attraktiver und kann damit einen Beitrag zur Abfederung des Fachkräftemangels leisten."

Auch die Landesfachschaft Jura begrüßte die Neuerung: "Die Einführung eines integrierten Bachelors im Jurastudium stellt eine große Bereicherung für die juristische Ausbildung in Nordrhein-Westfalen dar", sagte Fachschafts-Vorsitzender Frederik Janhsen. "Er erkennt die Leistungen der Studierenden bis zur staatlichen Pflichtfachprüfung an und ergänzt dadurch das Ausbildungssystem durch die Möglichkeit eines weiteren Abschlusses. Darüber hinaus hat der Bachelor das Potenzial, den psychischen Druck im Jurastudium generell und insbesondere in der anstrengenden Examensvorbereitung zu senken."

Der integrierte Bachelor stärke die Attraktivität der juristischen Ausbildung und schaffe die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, heißt es weiter aus der Fachschaft. Die Studierendenvereinigung mahnte jedoch auch weitere Reformen der juristischen Ausbildung an.

Bachelor inzwischen verbreitet an deutschen Unis

Vorreiter in Sachen Bachelor of Laws war 2013 Frankfurt (Oder) gewesen. Die Europa-Universität Viadrina hatte den Bachelor als erste eingeführt, gefolgt von Potsdam, ebenfalls im Jahr 2013. Danach folgten Unis in Berlin und sukzessive im ganzen Bundesgebiet, etwa in Hamburg, Mannheim und an der Fernuniversität Hagen. Unter anderem die Unis Trier und Hannover führen den Bachelor aktuell ein.

Im Oktober hatte auch das Land Hessen sich mit den Universitäten auf die Einführung verständigt und Eckpunkte vorgestellt. Auch hier soll das Hochschulgesetz entsprechend geändert werden. Das Land Sachsen führt den LL.B. per Rechtsverordnung im Januar 2025 ein.

Redaktion beck-aktuell, dd, 10. Oktober 2024.