Norddeutsche Justizakademie startet: "Qualitätsboost für das Rechtspflegestudium"

Niedersachsen plant in Hildesheim eine moderne Justizakademie für Norddeutschland. In einem ersten Schritt will das Land das Rechtspflegestudium neu aufstellen. Im Fokus: Mehr Praxisbezug für die Studierenden und weniger Verwaltungsaufgaben für die Lehrenden.

Anfang 2026 soll die neue Norddeutsche Justizakademie die bisherige Norddeutsche Hochschule für Rechtspflege (HR Nord) ersetzen. Vorbild sei die "bereits jetzt gut funktionierende" Steuerakademie Niedersachsen, so das Justizministerium des Landes. Das vorhandene Personal der bisherigen HR Nord soll an die Akademie übergeleitet werden. Das Land plant eine moderne Justizakademie für Norddeutschland, die zukünftig die Aus- und Fortbildungen für die Justizberufe unter einem Dach anbieten soll. Den Start übernimmt die Rechtspflege.

Bislang ist die HR Nord eine Hochschule nach dem Niedersächsischen Hochschulgesetz (NHG), das selbstverwaltende Organisationsstrukturen vorsieht, die auf große Universitäten und Hochschulen mit mehreren Fakultäten ausgerichtet sind, nicht auf - wie bei der HR Nord - nur einen einzigen Studiengang, circa zehn Arbeitskräfte in der Verwaltung und circa 20 Lehrende. Das sei wenig praktikabel, betont das Justizministerium Niedersachsen, die Strukturen führten zu einem unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand für viele Lehrende. Das solle sich nun ändern.

Von einem "Qualitätsboost für das Rechtspflegestudium" spricht Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann. "Die neue Struktur ermöglicht es, die Studierenden noch näher an der späteren Berufspraxis auszubilden und so die Qualität des Studiums weiter zu steigern", so die SPD-Politikerin. Das entspreche einem vielfach geäußerten Wunsch aus der Praxis. "Gleichzeitig wird es uns auf diesem Wege gelingen, die engagierten Lehrenden von Verwaltungsaufgaben zu entlasten".

Duales Studium bleibt - Gleichstellung mit Bachelor

An der HR Nord beginnen bislang jährlich etwa 150 Studierende aus den Ländern Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein ein Studium zum Diplom Rechtspfleger bzw. zur Diplom-Rechtspflegerin. Strukturell soll es beim dualen Studium der Rechtspflege bleiben, bestehend aus praktischen Phasen bei Gerichten und Staatsanwaltschaften und theoretischen Phasen an der Akademie. Auch der Titel für die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs an der neuen Justizakademie soll sich nur leicht verändern: zu "Diplom-Rechtspflegerin (Justizakademie)" bzw. "Diplom-Rechtspfleger (Justizakademie)". Allerdings ist vorgesehen, dass der Abschluss der Laufbahnprüfung einem Bachelor-Abschluss gleichstehen soll.

Die Mitbestimmungsrechte der Studierenden und der Lehrenden sollen an der Norddeutschen Justizakademie durch einen Akademierat gewahrt werden, der in die Gestaltung der Studienpläne eingebunden sein wird. Nach den Planungen des Justizministeriums soll der Akademierat jedoch nicht nur aus Angehörigen der Akademie bestehen. Ihm sollen auch Vertretungen der (Justiz-)Praxis angehören, um die Bedarfe der Praxis dort zielgenau einbringen zu können.

Redaktion beck-aktuell, bw, 18. Februar 2025.

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