Neu­re­ge­lun­gen im Be­reich Ge­sund­heit und Pfle­ge

Ab dem 01.01.2020 wer­den im Be­reich des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums zahl­rei­che Än­de­run­gen wirk­sam. So haben Ver­si­cher­te mit der Te­le­fon­num­mer 116117 ab Ja­nu­ar 2020 für Ter­mi­ne und in Not­fäl­len rund um die Uhr eine An­lauf­stel­le. Kran­ken­häu­ser be­kom­men das Geld, um zu­sätz­li­che Pfle­ge­kräf­te ein­zu­stel­len. Und Ärzte kön­nen sinn­vol­le Apps auf Re­zept ver­schrei­ben. Das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um in­for­miert über die wich­tigs­ten Neue­run­gen.

Termin­ser­vice­stel­le als zen­tra­le An­lauf­stel­le für die Pa­ti­en­ten

Damit Pa­ti­en­ten schnel­ler Arzt­ter­mi­ne be­kom­men, sind die Termin­ser­vice­stel­len täg­lich an sie­ben Tagen in der Woche 24 Stun­den bun­des­weit ein­heit­lich über die Te­le­fon­num­mer 116117 er­reich­bar. Zu­sätz­lich wird es mög­lich sein, Ter­mi­ne on­line zu ver­ein­ba­ren. In Akut­fäl­len wer­den Pa­ti­en­ten auch wäh­rend der Sprech­stun­den­zei­ten an Arzt­pra­xen oder Not­fall­am­bu­lan­zen oder auch an Kran­ken­häu­ser ver­mit­telt. Diese Re­ge­lun­gen wur­den mit dem "Ge­setz für schnel­le­re Ter­mi­ne und bes­se­re Ver­sor­gung" (TSVG) be­schlos­sen und müs­sen bis zum 01.01.2020 um­ge­setzt sein.

Pfle­ge­per­so­nal­kos­ten wer­den um­fas­send fi­nan­ziert

Um die Pfle­ge im Kran­ken­haus zu ver­bes­sern, wer­den die Per­so­nal­kos­ten für die Pfle­ge am Bett jedes ein­zel­nen Kran­ken­hau­ses er­mit­telt und sind von den Kos­ten­trä­gern zu fi­nan­zie­ren. Kran­ken­häu­ser und Kos­ten­trä­ger vor Ort ver­ein­ba­ren die Pfle­ge­per­so­nal­aus­stat­tung auf bet­ten­füh­ren­den Sta­tio­nen als kran­ken­haus­in­di­vi­du­el­le Kos­ten­er­stat­tung (Pfle­ge­bud­gets). Die Fall­pau­scha­len wer­den um diese Pfle­ge­per­so­nal­kos­ten be­rei­nigt. Die Re­ge­lun­gen sind Teil des "Ge­set­zes zur Stär­kung des Pfle­ge­per­so­nals". Rund 120 Kran­ken­häu­ser in dünn be­sie­del­ten Re­gio­nen er­hal­ten einen zu­sätz­li­chen jähr­li­chen Zu­schuss von 400.000 Euro. Um in pfle­ge­sen­si­ti­ven Kran­ken­haus­be­rei­chen eine Min­dest­aus­stat­tung mit Pfle­ge­per­so­nal si­cher­zu­stel­len, wer­den seit 2019 schritt­wei­se Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen ein­ge­führt. Für die Be­rei­che Neu­ro­lo­gie, neu­ro­lo­gi­sche Frühr­e­ha­bi­li­ta­ti­on, Schlag­an­fal­l­ein­heit und Herz­chir­ur­gie wer­den die Min­dest­gren­zen per Ver­ord­nung neu fest­ge­legt. Damit Leih­ar­beit im Kran­ken­haus die Aus­nah­me bleibt, wer­den die Kos­ten für Leih­ar­beit nur noch bis zur Höhe des Ta­rif­lohns ver­gü­tet. Auch Ver­mitt­lungs­pro­vi­sio­nen für Lei­h­per­so­nal wer­den nach den mit dem "Ge­setz für bes­se­re und un­ab­hän­gi­ge­re Prü­fun­gen" (MDK-Re­form­ge­setz) um­ge­setz­ten Re­ge­lun­gen nicht fi­nan­ziert.

Aus­bil­dun­gen der Pfle­ge­be­ru­fe wer­den re­for­miert

Um die Aus­bil­dun­gen in der Kran­ken-, Alten und Kin­der­pfle­ge an die fach­lich ge­stie­ge­nen An­for­de­run­gen an die Ver­sor­gung in der Pfle­ge an­zu­pas­sen und den Beruf ins­ge­samt at­trak­ti­ver zu ma­chen, star­tet eine neue Aus­bil­dung. Nach dem Mitte 2017 be­schlos­se­nen "Ge­setz zur Re­form der Pfle­ge­be­ru­fe" wer­den die bis­he­ri­gen Aus­bil­dun­gen zu einer neuen ge­ne­ra­lis­ti­schen Pfle­ge­aus­bil­dung zu­sam­men­ge­führt. Alle Aus­zu­bil­den­den er­hal­ten zu­nächst zwei Jahre lang eine ge­mein­sa­me, ge­ne­ra­lis­tisch aus­ge­rich­te­te Aus­bil­dung. Aus­zu­bil­den­de, die im drit­ten Jahr die ge­ne­ra­lis­ti­sche Aus­bil­dung fort­set­zen, er­wer­ben den Be­rufs­ab­schluss "Pfle­ge­fach­frau" be­zie­hungs­wei­se "Pfle­ge­fach­mann". Mög­lich ist auch ein ge­son­der­ter Ab­schluss in der Al­ten­pfle­ge- oder der Ge­sund­heits- und Kin­der­kran­ken­pfle­ge, wenn sie für das drit­te Aus­bil­dungs­jahr eine ent­spre­chen­de Spe­zia­li­sie­rung wäh­len. Eine kos­ten­freie Aus­bil­dung wird ge­währ­leis­tet: Aus­zu­bil­den­de haben An­spruch auf eine an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dungs­ver­gü­tung. Lehr- und Lern­mit­tel wer­den fi­nan­ziert, Schul­geld darf nicht er­ho­ben wer­den.

Apps auf Re­zept und wei­te­re di­gi­ta­le Re­ge­lun­gen

Ärzte kön­nen künf­tig di­gi­ta­le An­wen­dun­gen ver­schrei­ben, bei­spiels­wei­se Ta­ge­bü­cher für Dia­be­ti­ker oder Apps für Men­schen mit Blut­hoch­druck. Damit Pa­ti­en­ten si­che­re Apps schnell nut­zen kön­nen, wird mit dem "Ge­setz für eine bes­se­re Ver­sor­gung durch Di­gi­ta­li­sie­rung und In­no­va­ti­on" für die Her­stel­ler ein neuer, zü­gi­ger Weg in die Er­stat­tung ge­schaf­fen: Das Bun­des­in­sti­tut für Arz­nei­mit­tel und Me­di­zin­pro­duk­te (BfArM) prüft Si­cher­heit, Funk­ti­on, Qua­li­tät, Da­ten­schutz und Da­ten­si­cher­heit der Pro­duk­te. In­ner­halb eines Jah­res muss der Her­stel­ler nach­wei­sen, dass die App die Ver­sor­gung ver­bes­sert. Die Kran­ken­kas­sen kön­nen ihren Ver­si­cher­ten An­ge­bo­te zur För­de­rung der di­gi­ta­len Ge­sund­heits­kom­pe­tenz ma­chen. Ver­si­cher­te kön­nen sich damit im Um­gang etwa mit Ge­sund­heits-Apps oder der elek­tro­ni­schen Pa­ti­en­ten­ak­te schu­len las­sen. Ärzte dür­fen auf ihrer In­ter­net­sei­te über ihre Vi­deo­sprech­stun­den in­for­mie­ren. Ein frei­wil­li­ger Bei­tritt zu einer ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­se kann elek­tro­nisch er­fol­gen. Vor einem Kran­ken­haus­auf­ent­halt kön­nen Ver­si­cher­te Wahl­leis­tun­gen elek­tro­nisch ver­ein­ba­ren. Für wei­te­re Leis­tun­gen wie Heil- und Hilfs­mit­tel oder häus­li­che Kran­ken­pfle­ge kann die elek­tro­ni­sche Ver­ord­nung er­probt wer­den. Damit der Wis­sen­schaft in einem ge­schütz­ten Raum ak­tu­el­le Daten für neue Er­kennt­nis­se zur Ver­bes­se­rung der Ge­sund­heits­ver­sor­gung zur Ver­fü­gung ste­hen, fas­sen die Kran­ken­kas­sen Ab­rech­nungs­da­ten pseud­ony­mi­siert zu­sam­men. Die Daten kön­nen der For­schung in Form von an­ony­mi­sier­ten Er­geb­nis­sen zu­gäng­lich ge­macht wer­den. Pa­ti­en­ten sol­len schnell von in­no­va­ti­ven Ver­sor­gungs­an­sät­zen pro­fi­tie­ren. Darum wird der In­no­va­ti­ons­fonds bis 2005 mit 200 Mil­lio­nen Euro jähr­lich ver­län­gert. Die IT-Si­cher­heit in den Arzt­pra­xen wird ge­stärkt. Die Selbst­ver­wal­tung schreibt ver­bind­li­che IT-Si­cher­heits­stan­dards fest. Damit kön­nen zer­ti­fi­zier­te Dienst­leis­ter die Pra­xen bei der Um­set­zung un­ter­stüt­zen.

Ver­sor­gung wird ge­zielt wei­ter ver­bes­sert

Die Me­di­zi­ni­schen Diens­te, die im Auf­trag der Kran­ken­kas­sen tätig wer­den, wer­den alle zu ei­gen­stän­di­gen Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts. Mit dem MDK-Re­form­ge­setz wer­den sie or­ga­ni­sa­to­risch von den Kran­ken­kas­sen ge­löst. Die­ses soll ihre Un­ab­hän­gig­keit ge­währ­leis­ten und sie in ihrer Auf­ga­ben­wahr­neh­mung stär­ken. Men­schen mit Im­plan­ta­ten sol­len schnell über mög­li­che Ri­si­ken oder Kom­pli­ka­tio­nen mit dem je­wei­li­gen Pro­dukt in­for­miert wer­den kön­nen. Das "Ge­setz zur Er­rich­tung eines Im­plan­ta­te­re­gis­ters" re­gelt den Auf­bau und die Funk­ti­on eines sol­chen Re­gis­ters. Damit der me­di­zi­ni­sche Fort­schritt schnel­ler in die ver­trags­ärzt­li­che Ver­sor­gung kommt, muss der Ge­mein­sa­me Bun­des­aus­schuss (G-BA) die Be­wer­tung neuer Un­ter­su­chungs- und Be­hand­lungs­me­tho­den in zwei statt bis­her drei Jah­ren ab­schlie­ßen. In der stu­den­ti­schen Kran­ken­ver­si­che­rung wird die bis­he­ri­ge Be­gren­zung bis zum 14. Fach­se­mes­ter mit dem MDK-Re­form­ge­setz ge­stri­chen. Durch eine Än­de­rung des Anti-D-Hil­fe­ge­set­zes be­hal­ten Frau­en, die bei einer Im­mun­pro­phy­la­xe in der ehe­ma­li­gen DDR mit He­pa­ti­tis-C in­fi­ziert wur­den und deren Ge­sund­heits­zu­stand sich ge­bes­sert hat, durch die Ein­füh­rung eine Be­stands­schutz­re­ge­lung wei­ter­hin oder wie­der ihre mo­nat­li­che Rente.

Ver­bes­se­run­gen für wei­te­re Be­ru­fe des Ge­sund­heits­we­sens

Heb­am­men wer­den in Zu­kunft in einer hoch­schu­li­schen Aus­bil­dung mit hohem Pra­xis­an­teil aus­ge­bil­det Das dua­les Stu­di­um wird mit einer staat­li­chen Prü­fung und einem Ba­che­lor ab­ge­schlos­sen. Das Ge­setz zur Re­form der Heb­am­men­aus­bil­dung sieht eine Ver­gü­tung der Stu­die­ren­den wäh­rend der ge­sam­ten Dauer des Stu­di­ums vor. Im Not­fall­sa­ni­tä­ter­ge­setz wird die Frist, in der sich Ret­tungs­as­sis­ten­ten zum Not­fall­sa­ni­tä­ter wei­ter­qua­li­fi­zie­ren kön­nen, um drei Jahre bis 2023 ver­län­gert. Damit künf­tig mehr Kin­der- und Ju­gend­ärz­te zur Ver­fü­gung ste­hen, müs­sen jähr­lich min­des­tens 250 an­ge­hen­de Kin­der- und Ju­gend­ärz­ten Plät­ze in der För­de­rung der Wei­ter­bil­dung in der am­bu­lan­ten fach­ärzt­li­chen Ver­sor­gung auf­ge­nom­men wer­den. Das wird mit dem MDK-Re­form­ge­setz ge­re­gelt.

Bes­se­re Ver­gü­tung für Apo­the­ken

Der Not- und Nacht­dienst in den Apo­the­ken wird bes­ser ver­gü­tet. Der Fest­zu­schlag steigt nach der Ver­ord­nung zur Än­de­rung der Apo­the­ken­be­triebs­ord­nung und der Arz­nei­mit­tel­preis­ver­ord­nung pro ab­ge­ge­be­nem ver­schrei­bungs­pflich­ti­gem Arz­nei­mit­tel von 16 auf 21 Cent. Für Be­täu­bungs­mit­tel und an­de­re do­ku­men­ta­ti­ons­auf­wän­di­ge Arz­nei­mit­tel er­hal­ten Apo­the­ken nach der Ver­ord­nung zur Än­de­rung der Apo­the­ken­be­triebs­ord­nung und der Arz­nei­mit­tel­preis­ver­ord­nung einen Zu­schlag von 4,26 Euro (bis­her 2,91 Euro).

Ent­las­tung für Be­triebs­ren­ten

Pflicht­ver­si­cher­te Be­triebs­rent­ner wer­den bei den Kran­ken­kas­sen­bei­trä­gen ent­las­tet: Be­triebs­ren­ten bis 159 Euro im Monat blei­ben frei von Kran­ken­kas­sen­bei­trä­gen. Erst bei Über­schrei­ten des Frei­be­trags sind künf­tig Bei­trä­ge zu zah­len. Im Er­geb­nis zah­len Be­triebs­rent­ner mit Be­trä­gen bis 318 Euro im Monat damit ma­xi­mal die Hälf­te der bis­he­ri­gen Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge. Auch Be­zie­her hö­he­rer Be­triebs­ren­ten und von Ein­mal­zah­lun­gen wer­den durch das "Ge­setz zur Ein­füh­rung eines Frei­be­tra­ges in der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung zur För­de­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­ge" ent­las­tet. Der zwei­te Durch­gang im Bun­des­rat steht al­ler­dings noch aus.

Ge­sund­heit­li­che Selbst­hil­fe wird ge­stärkt

Or­ga­ni­sa­tio­nen der ge­sund­heit­li­chen Selbst­hil­fe er­hal­ten eine hö­he­re För­de­rung durch die Kran­ken­kas­sen: 70 statt bis­her 50% der Ba­sis­fi­nan­zie­rung (zum Bei­spiel Raum­mie­te, Ma­te­ri­al­kos­ten) wer­den über­nom­men. Das sieht das TSVG vor. Zudem sind die Kran­ken­kas­sen mit dem DVG ver­pflich­tet, in der ge­sund­heit­li­chen Selbst­hil­fe ver­stärkt di­gi­ta­le An­wen­dun­gen (zum Bei­spiel In­ter­net­fo­ren) zu för­dern.

Fi­nan­zen der Kran­ken­kas­sen

Der durch­schnitt­li­che aus­ga­ben­de­cken­de Zu­satz­bei­trags­satz in der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung wird um 0,2 Pro­zent­punk­te auf 1,1% an­ge­ho­ben. Das hat das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um im Bun­des­an­zei­ger be­kannt­ge­ben. Wie hoch der in­di­vi­du­el­le Zu­satz­bei­trags­satz tat­säch­lich aus­fällt, legt jede Kran­ken­kas­se für ihre Mit­glie­der selbst fest. Al­ler­dings dür­fen Kran­ken­kas­sen mit Fi­nanz­re­ser­ven von mehr als einer Mo­nats­aus­ga­be (dies sind ak­tu­ell deut­lich mehr als die Hälf­te aller Kran­ken­kas­sen) ihren Zu­satz­bei­trags­satz nicht an­he­ben. Au­ßer­dem sind die Kran­ken­kas­sen mit dem MDK-Re­form­ge­setz zum schritt­wei­sen Abbau über­schüs­si­ger Fi­nanz­re­ser­ven ver­pflich­tet. Somit pro­fi­tie­ren deren Ver­si­cher­te zeit­nah bei der Fest­le­gung der kas­sen­in­di­vi­du­el­len Zu­satz­bei­trä­ge.

Redaktion beck-aktuell, 23. Dezember 2019.

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