NDR: Lon­do­ner In­vest­ment­ban­ker­ban­de plün­der­te mit Cum-Ex-Ge­schäf­ten deut­schen Fis­kus

Nach In­for­ma­tio­nen des NDR Ma­ga­zins "Pan­ora­ma" (Das Erste), der Wo­chen­zei­tung "Die Zeit" und "Zeit On­line" ver­ur­sach­te eine Bande von nur einem knap­pen Dut­zend Lon­do­ner In­vest­ment­ban­kern den Gro­ß­teil des Mil­li­ar­den­scha­dens durch Cum-Ex-Ge­schäf­te in Deutsch­land. Wie der NDR am 07.06.2017 mit­teil­te, sag­ten meh­re­re Mit­glie­der der Bande der­zeit um­fas­send bei der Köl­ner Staats­an­walt­schaft aus.

In­si­der: We­ni­ge Per­so­nen zogen Fäden

Dem­nach hät­ten sich die Lon­do­ner In­vest­ment­ban­ker bei Ak­ti­en­ge­schäf­ten rund um den Di­vi­den­den­stich­tag hoch kon­spi­ra­tiv ab­ge­spro­chen, um vom deut­schen Staat Steu­ern er­stat­tet zu be­kom­men, die nie ab­ge­führt wor­den seien. Der Nach­weis sol­cher Ab­spra­chen würde die Wahr­schein­lich­keit spä­te­rer Ver­ur­tei­lun­gen dras­tisch er­hö­hen, so der NDR. Ob­wohl der Cum-Ex-Markt rie­sig ge­we­sen sei - mehr als 100 Ban­ken stün­den im Ver­dacht, der­lei Ge­schäf­te zu­las­ten des Steu­er­zah­lers ge­tä­tigt zu haben – , seien es "nur sehr we­ni­ge Per­so­nen ge­we­sen, die die Fäden ge­zo­gen haben", wie ein In­si­der ge­gen­über "Pan­ora­ma", "Die Zeit" und "Zeit On­line" be­rich­tet habe.

Cum-Ex-Ge­schäft auch Drit­ten an­ge­bo­ten

Die mut­ma­ß­li­che Bande habe nicht nur auf ei­ge­ne Rech­nung ge­han­delt, son­dern das Cum-Ex-Ge­schäft auch Drit­ten an­ge­bo­ten. Um welch rie­si­ge Sum­men es dabei ge­gan­gen sei, zeige ein Bei­spiel aus dem Jahr 2011, so der NDR. Da­mals habe die Lon­do­ner Grup­pe Ak­ti­en­trans­ak­tio­nen für zwei Cum-Ex-Fonds des Lu­xem­bur­ger Fonds­an­bie­ters She­ri­dan durch­ge­führt, in die unter an­de­rem Cars­ten Ma­sch­mey­er, Dro­ge­rie-Un­ter­neh­mer Erwin Mül­ler und Schal­ke-Boss Cle­mens Tön­nies in­ves­tiert hät­ten. "Pan­ora­ma", "Die Zeit" und "Zeit On­line" hät­ten er­mit­telt, wel­ches Aus­maß al­lein diese Ge­schäf­te im Jahr 2011 hat­ten: Laut Er­mitt­lungs­ak­ten hät­ten Lon­do­ner Bro­ker al­lein für zwei Cum-Ex-Fonds rund um den Di­vi­den­den­stich­tag mit mehr als einer Mil­li­ar­de deut­scher DAX-Ak­ti­en im Wert von über 47 Mil­li­ar­den Euro ge­han­delt.

Aus­lö­ser für Er­mitt­lun­gen der Staats­an­walt­schaft

Zeit­wei­se hät­ten ihnen 7% von Daim­ler, 9% von Bayer und 12% der Luft­han­sa ge­hört. Bei Cum-Ex sei es tat­säch­lich ähn­lich wie beim Gold­schür­fen. Je grö­ßer die um­ge­wälz­ten Men­gen, desto mehr blei­be hän­gen, so der NDR. In die­sem Fall habe das Bun­des­zen­tral­amt für Steu­ern letzt­lich die Aus­zah­lung meh­re­rer hun­dert Mil­lio­nen Euro an Steu­ern ver­wehrt und so Er­mitt­lun­gen der Köl­ner Staats­an­walt­schaft aus­ge­löst. Nach vier Jah­ren in­ten­si­ver Er­mitt­lun­gen mit Durch­su­chun­gen auf der gan­zen Welt wür­den nun seit kur­zem meh­re­re Be­schul­dig­te sowie Cum-Ex-Händ­ler um­fas­send bei der Staats­an­walt­schaft aus­sa­gen.

Redaktion beck-aktuell, 7. Juni 2017.

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