Insider: Wenige Personen zogen Fäden
Demnach hätten sich die Londoner Investmentbanker bei Aktiengeschäften rund um den Dividendenstichtag hoch konspirativ abgesprochen, um vom deutschen Staat Steuern erstattet zu bekommen, die nie abgeführt worden seien. Der Nachweis solcher Absprachen würde die Wahrscheinlichkeit späterer Verurteilungen drastisch erhöhen, so der NDR. Obwohl der Cum-Ex-Markt riesig gewesen sei - mehr als 100 Banken stünden im Verdacht, derlei Geschäfte zulasten des Steuerzahlers getätigt zu haben – , seien es "nur sehr wenige Personen gewesen, die die Fäden gezogen haben", wie ein Insider gegenüber "Panorama", "Die Zeit" und "Zeit Online" berichtet habe.
Cum-Ex-Geschäft auch Dritten angeboten
Die mutmaßliche Bande habe nicht nur auf eigene Rechnung gehandelt, sondern das Cum-Ex-Geschäft auch Dritten angeboten. Um welch riesige Summen es dabei gegangen sei, zeige ein Beispiel aus dem Jahr 2011, so der NDR. Damals habe die Londoner Gruppe Aktientransaktionen für zwei Cum-Ex-Fonds des Luxemburger Fondsanbieters Sheridan durchgeführt, in die unter anderem Carsten Maschmeyer, Drogerie-Unternehmer Erwin Müller und Schalke-Boss Clemens Tönnies investiert hätten. "Panorama", "Die Zeit" und "Zeit Online" hätten ermittelt, welches Ausmaß allein diese Geschäfte im Jahr 2011 hatten: Laut Ermittlungsakten hätten Londoner Broker allein für zwei Cum-Ex-Fonds rund um den Dividendenstichtag mit mehr als einer Milliarde deutscher DAX-Aktien im Wert von über 47 Milliarden Euro gehandelt.
Auslöser für Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Zeitweise hätten ihnen 7% von Daimler, 9% von Bayer und 12% der Lufthansa gehört. Bei Cum-Ex sei es tatsächlich ähnlich wie beim Goldschürfen. Je größer die umgewälzten Mengen, desto mehr bleibe hängen, so der NDR. In diesem Fall habe das Bundeszentralamt für Steuern letztlich die Auszahlung mehrerer hundert Millionen Euro an Steuern verwehrt und so Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft ausgelöst. Nach vier Jahren intensiver Ermittlungen mit Durchsuchungen auf der ganzen Welt würden nun seit kurzem mehrere Beschuldigte sowie Cum-Ex-Händler umfassend bei der Staatsanwaltschaft aussagen.