Nach BVerfG-Be­schluss: DRB for­dert bun­des­ein­heit­li­che amts­an­ge­mes­se­ne Rich­ter­be­sol­dung

Der Deut­sche Rich­ter­bund (DRB) hat die Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts, wo­nach die Rich­ter­be­sol­dung im Land Ber­lin in den Jah­ren 2009 bis 2015 zu nied­rig be­mes­sen war, als deut­li­ches Si­gnal an die Län­der ge­wer­tet. Es müsse nicht nur darum gehen, die ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Min­dest­a­li­men­ta­ti­on zu ge­währ­leis­ten. Viel­mehr sei mit Blick auf die Si­cher­stel­lung der Qua­li­tät der Jus­tiz eine bun­des­ein­heit­li­che amts­an­ge­mes­se­ne Rich­ter­be­sol­dung ein­zu­füh­ren.

BVerfG: Ge­währ­te Be­sol­dung "evi­dent un­zu­rei­chend"

Das BVerfG habe zur Rich­ter­be­sol­dung im Land Ber­lin mit­ge­teilt, eine Ge­samt­schau der für die Be­stim­mung der Be­sol­dungs­hö­he ma­ß­geb­li­chen Pa­ra­me­ter er­ge­be, dass die ge­währ­te Be­sol­dung "evi­dent un­zu­rei­chend" war. "Die Län­der füh­ren die Be­sol­dung häu­fig zu hart an die Gren­ze der Ver­fas­sungs­wid­rig­keit heran, an­statt Rich­ter und Staats­an­wäl­te dem Amt an­ge­mes­sen zu be­zah­len“, kri­ti­sie­ren vor die­sem Hin­ter­grund die DRB-Vor­sit­zen­den Bar­ba­ra Stockin­ger und Joa­chim Lüb­ling­hoff.

Un­tera­li­men­ta­ti­on kann sich aus Ge­samt­schau er­ge­ben

Mit der ak­tu­el­len Ent­schei­dung (BeckRS 2020, 17216) stel­le das BVerfG klar, so der DRB, dass die Ver­mu­tung einer ver­fas­sungs­wid­ri­gen Un­tera­li­men­ta­ti­on nicht nur dann be­steht, wenn drei von fünf Ver­gleichs­pa­ra­me­tern (Ver­gleich der Be­sol­dungs­ent­wick­lung mit der Ent­wick­lung der Ta­ri­fent­loh­nung im öf­fent­li­chen Dienst, des No­mi­nal­lohn­in­dex sowie des Ver­brau­cher­preis­in­dex, sys­temin­ter­ner Be­sol­dungs­ver­gleich und Quer­ver­gleich mit der Be­sol­dung des Bun­des und an­de­rer Län­der) er­füllt sind. Viel­mehr könne sich eine un­zu­rei­chen­de Ali­men­ta­ti­on auch aus einer Ge­samt­schau zu­sam­men mit wei­te­ren be­sol­dungs­re­le­van­ten Kri­te­ri­en er­ge­ben, wenn nur ein oder zwei der Ver­gleichs­pa­ra­me­ter er­füllt sind.

Kluft zwi­schen Bun­des­län­dern wächst

Der DRB weist er­neut dar­auf hin, dass die Ta­rif­ab­schlüs­se für An­ge­stell­te im öf­fent­li­chen Dienst in der Ver­gan­gen­heit wie­der­holt nicht zeit- und wir­kungs­gleich auf die Rich­ter­be­sol­dung über­tra­gen wor­den seien. Be­sol­dungs­be­stand­tei­le wie Weih­nachts- oder Ur­laubs­geld seien in zahl­rei­chen Bun­des­län­dern ganz oder zum über­wie­gen­den Teil ge­stri­chen wor­den. Fer­ner wür­den im Bei­hil­fe­be­reich immer wie­der Kür­zun­gen vor­ge­nom­men. Zudem wach­se die Kluft zwi­schen den Bun­des­län­dern. "Ge­ra­de im Wett­be­werb um die bes­ten Nach­wuchs­ju­ris­ten dro­hen man­che Län­der, den An­schluss zu ver­lie­ren", sag­ten die DRB-Vor­sit­zen­den. Des­halb trete der DRB wei­ter­hin für eine bun­des­ein­heit­li­che amts­an­ge­mes­se­ne Be­sol­dung ein. Rich­tern und Staats­an­wäl­ten sei nach ihrer mit dem Amt ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung und nach der Ent­wick­lung der wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se und des Le­bens­stan­dards ein an­ge­mes­se­ner Le­bens­un­ter­halt zu ge­wäh­ren. 

Redaktion beck-aktuell, 29. Juli 2020.

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