Mordprozess um Tramperin Sophia: LG Bayreuth verurteilt Lkw-Fahrer zu lebenslanger Haft

Im Fall der getöteten Tramperin Sophia Lösche hat das Landgericht Bayreuth am 18.09.2019 einen 42-jährigen Lastwagenfahrer wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft verurteilt. 

Von Leipzig in Richtung Nürnberg getrampt

Sophia Lösche hatte vor gut einem Jahr von Leipzig in Richtung Nürnberg trampen wollen. Von dort wollte sie nach Aussage ihres Bruders Andreas Lösche per S-Bahn zu ihrer Familie nach Amberg in der Oberpfalz fahren. Dort kam die 28-Jährige aber nie an. Die eigentliche Tat soll sich in Oberfranken ereignet haben.

Keine Hinweise auf sexuelle Straftat

Sophias Leiche wurde später in einem Straßengraben in Spanien entdeckt. Der Anklage zufolge hat der marokkanische Fernfahrer die Tramperin ermordet, um eine sexuelle Straftat zu verdecken. Hinweise auf ein solches Delikt hatten Rechtsmediziner aber nicht gefunden, so dass selbst die Oberstaatsanwältin in ihrem Plädoyer davon abrückte.

Mit Radmutterschlüssel zunächst schwer verletzt

Sie forderte daher eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Der Angeklagte habe Sophia noch am Abend der Abfahrt mit einem Radmutterschlüssel schwer verletzt. Um die Verletzungen zu vertuschen, habe er sie nach einer zehnminütigen Pause erschlagen. Das "Sterben der Sophia auf Raten" spreche für eine besondere Schwere der Schuld, hatte der Anwalt der Eltern plädiert. Die Studentin sei schon nach den ersten Schlägen tot gewesen, widersprach der Verteidiger des geständigen Fernfahrers. Er plädierte daher für eine mehrjährige Haftstrafe wegen Totschlags.

Kritik an deutschen Ermittlern

Die Familie hatte wiederholt die Arbeit der deutschen Ermittler kritisiert. Sie hätten Sophia lange als Vermisstenfall eingestuft, obwohl von Anfang an der Verdacht auf ein Gewaltverbrechen vorgelegen habe. Auch habe die Kommunikation zwischen den Bundesländern Bayern und Sachsen nicht funktioniert, hatte Andreas Lösche gesagt.

Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten

Der Fall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, Rechtspopulisten versuchten, Sophias Tod zu instrumentalisieren. Unter anderem hatten Teilnehmer einer AfD-Demo in Chemnitz, einem "Schweigemarsch", im vergangenen Jahr das Foto der Studentin im Großformat durch die Innenstadt getragen. Die Familie Lösche betonte vor diesem Hintergrund immer wieder, dass es in dem Verfahren nicht um Gewalt von Flüchtlingen gehe, sondern um Gewalt gegen Frauen.

Redaktion beck-aktuell, 18. September 2019 (dpa).

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