Mord an Bloggerin in Malta: Mann zu 15 Jahren Haft verurteilt

Über drei Jahre nach dem Autobomben-Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Malta hat ein Gericht in Valetta einen der drei Beschuldigten zu 15 Jahren Haft verurteilt. Damit hat der spektakulärste Mordfall Maltas am 23.02.2021 innerhalb weniger Stunden eine unerwartete Wende genommen. Der Angeklagte hatte kurz vor dem Urteil seine Aussage geändert und sich schuldig bekannt. Bisher hatten alle drei Männer die Mord-Anklage zurückgewiesen. Die anderen zwei Angeklagten änderten ihre Aussagen zunächst nicht.

Weitere Festnahmen nach Geständnis

Medien sprachen von einer möglichen Übereinkunft zur Strafmilderung oder Begnadigung im Gegenzug für Informationen. Dabei ging es laut der Zeitung "Times of Malta" jedoch um einen anderen Mordfall von 2015, in den der Mann verwickelt sein soll. Allerdings dürfte auch der Mord an der Bloggerin einbezogen worden sein in die Verhandlungen hinter den Kulissen. Zumindest nahm die Polizei jetzt noch drei andere Männer fest, die die Autobombe beschafft haben sollen.

Recherchen über Korruption in Politik und Wirtschaft

Die Bloggerin war am 16.10.2017 in ihrem Auto in der Nähe ihres Hauses in die Luft gesprengt worden. Die 53-Jährige galt als eine der bekanntesten investigativen Reporterinnen des Landes. Sie hatte über Korruption in Politik und Wirtschaft in ihrem Land recherchiert. Im Zusammenhang mit dem Mord gab es viele Verdächtigungen – auch gegen die Polizei und andere Amtsträger wegen Verzögerung bei der Aufklärung. Viele Menschen in dem Inselstaat gingen deswegen bei Protesten auf die Straßen. Der damalige maltesische Premierminister Joseph Muscat musste deswegen 2020 seinen Posten räumen.

Mehrere Verfahren wegen Anschlags laufen

Es laufen insgesamt mehrere Verfahren wegen des Anschlags auf Daphne Caruana Galizia. Außer dem Prozess gegen die Mord-Beschuldigten wurde der Unternehmer Yorgen Fenech im November 2019 als ein mutmaßlicher Drahtzieher festgesetzt. Auch er bestritt die Vorwürfe. Fenech sagte zudem, dass ein Vertrauter von Ex-Regierungschef Muscat hinter der Verschwörung gestanden habe. Die EU und andere internationale Prozessbeobachter hatten eine volle Aufklärung des Falls angemahnt.

Redaktion beck-aktuell, 24. Februar 2021 (dpa).