Montenegro: Präsident des Handelsgerichts festgenommen

Eine Sondereinheit der Polizei in Montenegro hat den Präsidenten des Handelsgerichts, Blaz Jovanic, festgenommen. Er werde verdächtigt, eine kriminelle Gruppe organisiert zu haben, die den Staat um Summen in zweistelliger Millionenhöhe geschädigt habe, berichtete das Nachrichtenportal "vijesti.me" am Montag. Zuvor hatten die Beamten am Sitz der Institution eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Jovanic habe ihr beigewohnt und sei anschließend abgeführt worden, hieß es im Bericht.

Verhaftungen bis in höchste Justizkreise

Auch bei einem weiteren Dutzend Beamten des Handelsgerichts klickten die Handschellen. Die Festnahmen fügen sich in einer Reihe von jüngsten Maßnahmen ein, die darauf abzielen, mutmaßliche Korruption und Amtsmissbrauch in höchsten Justizkreisen zu bekämpfen. Erst im Vormonat verhafteten die Behörden die langjährige ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichts, Vesna Medenica. Sie wird verdächtigt, unter anderem Drogengeschäfte ihres Sohns gedeckt zu haben.

Sonderstaatsanwalt in Rente geschickt

Im Februar hatte der Staatsanwaltschaftrat den langjährigen Sonderstaatsanwalt Milivoje Katnic abberufen und in Rente geschickt. Katnic wird keines strafbaren Vergehens verdächtigt. Er galt vielmehr als "Marionette" des Langzeitpräsidenten Milo Djukanovic. Er pflegte die Anklage zu vertreten, wenn Oppositionellen aus mutmaßlich politischen Gründen der Prozess gemacht wurde. Dem am Montag festgenommenen Jovanic warfen Kritiker des Präsidenten eine Amtsführung vor, mit der er angeblich korrupte Aktivitäten von Djukanovic und seinem Kreis unter den Teppich gekehrt haben soll.

Gitta Kharraz, Redaktion beck-aktuell, 10. Mai 2022 (dpa).