Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat die katholische Kirche aufgefordert, bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale umfassend mit der Justiz zusammenarbeiten. "Missbrauchstaten sind von Strafgerichten zu beurteilen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Ausgaben vom 25.02.2019). "Den Worten des Papstes müssen jetzt auch Taten folgen." Papst Franziskus hatte am 24.02.2019 zum Abschluss der Anti-Missbrauch-Konferenz im Vatikan zwar ein Ende der Vertuschung versprochen, aber keine konkreten Schritte genannt, wie er das in Zukunft erreichen will.
Barley: Kirche muss Debatte über Machtstrukturen und Sexualmoral führen
Schweigekartelle dürfe es nicht mehr geben, verlangte Barley. "Unsere Strafprozessordnung kennt keine Geheimarchive." Zu lange habe die Kirche Erniedrigungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Kindern verleugnet. "Der Gedanke, dass Kleriker, die schwere Schuld auf sich geladen haben, noch heute mit Kindern zu tun haben könnten, ist unerträglich." Das Bemühen der Kirche um Aufklärung sei überfällig. "Es kommt für viele Opfer aber zu spät." Nur wenn sich die Kirche ernsthaft der Debatte über Machtstrukturen und Sexualmoral stelle, könne sie Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen.
Redaktion beck-aktuell, 25. Februar 2019 (dpa).
Aus der Datenbank beck-online
Louven, Gnade vor Recht? - Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, ZAP 2018, 1079
Eicholt, Sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlungen durch katholische Kleriker nach kirchlichem Recht sowie zivil- und strafrechtliche Folgen nach deutschem Recht,
NJOZ 2010, 1859
Aus dem Nachrichtenarchiv
Untersuchungsbericht: Massiver Kindesmissbrauch in katholischer US-Kirche, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 16.08.2018, becklink 2010702
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