Militärfotograf "Caesar" erhält Menschenrechtspreis für Dokumentation syrischer Gefängnisfolter

Der frühere syrische Militärfotograf mit dem Decknamen "Caesar" und seine Helfer sind mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden. Sie hatten unzählige Fotos von Menschen veröffentlicht, die in syrischen Gefängnissen zu Tode gefoltert worden waren. "Caesar" habe der Welt "unwiderlegliche Beweismittel" für die "zweifellos schlimmsten [Verbrechen] in diesem jungen Jahrhundert" zur Verfügung gestellt, sagte Laudator Stephen Rapp, ehemaliger Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda, bei der Preisverleihung am 24.09.2017.

"Caesar" schmuggelte Fotos außer Landes

Nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hatte der Militärfotograf den Auftrag, die Leichen der zu Tode gefolterten Oppositionellen zu fotografieren und die Bilder zu archivieren. Die Aufnahmen sollten der syrischen Regierung als Beweis dienen, dass die Tötungsbefehle auch tatsächlich vollstreckt wurden. Bis zu seiner Flucht mit seiner Familie im August 2013 kopierte "Caesar" die Bilder und brachte die Kopien außer Landes - mit dem Ziel, die Verbrechen an den Gefangenen zu veröffentlichen. 

Dokumentation umfasst rund 50.000 Fotos

Seine Fotos von mindestens 6.700 Menschen zeigten "furchtbare Gräuel, die Menschen angetan wurden, denen die Schrecken ihrer letzten Lebensstunden noch ins Gesicht geschrieben sind", sagte Rapp. Die Dokumentation umfasst rund 50.000 Fotos, darunter 28.000 Bilder von Gefangenen, die durch Folter, Hinrichtungen, Krankheit, Unterernährung oder andere Misshandlungen getötet wurden.

Fotograf lebt im Untergrund – Echtheit der Fotos nicht zweifelhaft

Der Fotograf lebt heute im Untergrund und konnte den Preis daher nicht persönlich entgegennehmen. Stellvertretend übernahm dies die französische Journalistin Garance Le Caisne. Sie hat ein Buch über ihn und seine Unterstützer geschrieben. Die Stadt hat keine Zweifel an der Echtheit der Fotos, die im Januar 2014 im Internet veröffentlicht worden waren. Die Jury beruft sich auf einen Untersuchungsbericht von ehemaligen Chefanklägern internationaler Strafgerichte. Danach könnten die Bilddokumente "in jedem nachfolgenden Prozess vor einem internationalen Strafgerichtshof ohne Risiko verwendet werden".

Redaktion beck-aktuell, 25. September 2017 (dpa).