Ver­schul­de­tes Fern­blei­ben bei un­be­grün­de­ter Mas­ken­ver­wei­ge­rung im Ge­richts­ge­bäu­de
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Wer ohne Nach­weis ge­sund­heit­li­cher Grün­de nicht be­reit ist, der Pflicht zum Tra­gen einer Mund-Nasen-Be­de­ckung im Ge­richts­ge­bäu­de nach­zu­kom­men, ist nicht ob­jek­tiv an der Ter­mins­wahr­neh­mung ge­hin­dert. Dies hat das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len ent­schie­den und die auf Aus­zah­lung einer Rente ge­rich­te­te Be­ru­fung wegen Frist­ver­säum­nis als un­zu­läs­sig ver­wor­fen. Der Klä­ger müsse sich das Ver­hal­ten sei­nes Be­voll­mäch­tig­ten zu­rech­nen las­sen.

LSG: Recht­li­ches Gehör nicht ver­letzt

Am Ver­hand­lungs­ter­min ist der Klä­ger­be­voll­mäch­tig­te nicht in das Ge­richts­ge­bäu­de ein­ge­las­sen wor­den, weil er sich ge­wei­gert hat, eine Maske zu tra­gen. Das LSG hat in sei­ner Ab­we­sen­heit ent­schie­den und fest­ge­stellt, dass kein Ver­stoß gegen den Grund­satz der Ge­wäh­rung recht­li­chen Ge­hörs vor­lie­ge. Die Ver­wei­ge­rung des Zu­gangs er­for­de­re trotz te­le­fo­ni­schen An­tra­ges keine Ver­ta­gung der Ver­hand­lung. Der Be­voll­mäch­tig­te habe den Grund für sein Fern­blei­ben im Ver­hand­lungs­ter­min selbst zu ver­tre­ten. Sein Ver­schul­den wirke grund­sätz­lich wie Ver­schul­den des Be­tei­lig­ten selbst. Die Ver­wei­ge­rung des Zu­tritts stel­le kein Hin­der­nis dar, die Ver­hand­lung durch­zu­füh­ren und den Rechts­streit zu ent­schei­den. Der Be­voll­mäch­tig­te habe nicht glaub­haft ge­macht, dass er ob­jek­tiv daran ge­hin­dert ge­we­sen sei, teil­zu­neh­men. Viel­mehr sei er nicht be­reit ge­we­sen, der ge­ne­rel­len Pflicht zum Tra­gen einer Mund-Nasen-Be­de­ckung im Ge­richts­ge­bäu­de nach­zu­kom­men.

Vor­ge­leg­tes At­test un­zu­rei­chend

Diese feh­len­de Be­reit­schaft und nicht ob­jek­ti­ve Hin­der­nis­se hät­ten dazu ge­führt, dass der Klä­ger im Ter­min nicht ver­tre­ten ge­we­sen sei. Einen ge­eig­ne­ten Nach­weis dafür, dass der Be­voll­mäch­tig­te aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den eine Mund-Nasen-Be­de­ckung nicht tra­gen dürfe, habe die­ser bis zum Ter­mins­tag nicht er­bracht. Das vor dem Ter­min über­sand­te und auch bei der Ein­lass­kon­trol­le vor­ge­leg­te At­test, da­tie­rend von Sep­tem­ber 2020, sei nicht ge­eig­net, den Ein­lass in das Ge­richts­ge­bäu­de ohne Maske zu ge­stat­ten. Er­for­der­lich hier­für sei ein ak­tu­el­les At­test, das eine Dia­gno­se er­ken­nen lasse und dar­über Aus­kunft gebe, wel­che kon­kre­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen durch das Tra­gen der Maske her­vor­ge­ru­fen wür­den. Der Be­voll­mäch­tig­te sei auf die Be­din­gun­gen für den Zu­tritt im Vor­feld hin­ge­wie­sen wor­den. Im Üb­ri­gen habe er sich zum ge­sam­ten Streit­stoff äu­ßern kön­nen.

LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 09.12.2021 - L 18 R 856/20

Redaktion beck-aktuell, 14. Januar 2022.