Keine SGB II-Leis­tun­gen für dua­les Stu­di­um

Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len hat einen An­spruch auf SGB II-Leis­tun­gen für ein dua­les Ba­che­lor-Stu­di­um ver­neint. Es han­de­le sich um ein dem Grun­de nach för­de­rungs­fä­hi­ges Voll­zeit­stu­di­um, was zum Leis­tungs­aus­schluss führe. Ob ein Voll­zeit­stu­di­um vor­lie­ge, sei an­hand der Stu­di­en­ord­nung der BAföG-Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten zu be­ur­tei­len, so das LSG. Gegen das Ur­teil ist beim Bun­des­so­zi­al­ge­richt die Re­vi­si­on an­hän­gig.

SGB II-Leis­tun­gen für dua­les Stu­di­um be­gehrt

Der Klä­ger nahm nach Ab­bruch eines Uni­ver­si­täts­stu­di­ums ein Stu­di­um an einer Fach­hoch­schu­le im Ba­che­lor­stu­di­en­gang An­ge­wand­te Ma­the­ma­tik und In­for­ma­tik auf. Zeit­gleich be­gann er zudem eine Aus­bil­dung zum Ma­the­ma­tisch-tech­ni­schen Soft­ware­ent­wick­ler. Im Aus­bil­dungs­ver­trag war ver­ein­bart, dass die Aus­bil­dung in Kom­bi­na­ti­on mit dem Stu­di­en­gang er­fol­gen solle. Der Klä­ger be­an­trag­te SGB II-Leis­tun­gen und ver­wies auf die Ab­leh­nung sei­ner An­trä­ge auf Be­rufs­aus­bil­dungs­bei­hil­fe und Be­rufs­aus­bil­dungs­för­de­rung. Seine gegen die Ab­leh­nung des An­tra­ges durch das be­klag­te Job­cen­ter ge­rich­te­te Klage wies das SG Aa­chen ab. Da­ge­gen legte er Be­ru­fung ein.

LSG: Leis­tungs­aus­schluss wegen dem Grun­de nach för­de­rungs­fä­hi­ger Aus­bil­dung

Das LSG hat die Be­ru­fung zu­rück­ge­wie­sen. § 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II schlie­ße Aus­zu­bil­den­de von den Leis­tun­gen aus, deren Aus­bil­dung - wie die­je­ni­ge des Klä­gers - im Rah­men des BAföG dem Grun­de nach för­de­rungs­fä­hig sei. Hin­ge­gen sei nicht von Be­lang, ob der Aus­zu­bil­den­de in­di­vi­du­ell und kon­kret einen An­spruch auf Leis­tun­gen nach dem BAföG habe. Bei einem dua­len Stu­di­um sei un­ab­hän­gig von der kon­kre­ten zeit­li­chen Auf­tei­lung zwi­schen Stu­di­um und be­trieb­li­cher Aus­bil­dung für die För­de­rungs­fä­hig­keit die In­an­spruch­nah­me des Aus­zu­bil­den­den durch das Stu­di­um im All­ge­mei­nen und als Voll­zeit­aus­bil­dung gemäß § 2 Abs. 5 BAföG re­le­vant.

Vor­lie­gen eines Voll­zeit­stu­di­ums an­hand Stu­di­en­ord­nung BAföG-VV zu be­ur­tei­len

Dabei sei es sach­ge­recht, auf die Stu­di­en­ord­nung ab­zu­stel­len und die BAföG-Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten an­zu­wen­den. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein Stu­di­um die Ar­beits­kraft des Stu­die­ren­den im All­ge­mei­nen voll in An­spruch nehme, sei auf die Se­mes­ter­wo­chen­stun­den­zahl ab­zu­stel­len, die sich aus den für das Er­rei­chen der Leis­tungs­punk­te gemäß der Prü­fungs­ord­nung zu be­le­gen­den Ver­an­stal­tun­gen zu­züg­lich der Zei­ten für Vor- und Nach­be­rei­tung er­ge­be.

Hin­zu­tre­ten wei­te­rer För­de­rungs­mög­lich­kei­ten ir­rele­vant

Für die För­de­rungs­fä­hig­keit sei es nicht ma­ß­ge­bend, ob der Stu­dent in sei­ner Aus­bil­dung im Be­trieb sei­nem Er­schei­nungs­bild nach als Ar­beit­neh­mer und nicht als Stu­dent an­zu­se­hen sei, da das Be­stehen bzw. Nicht­be­stehen eines So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht­ver­hält­nis­ses für eine För­de­rung nach dem BAföG un­er­heb­lich sei. Auch be­rüh­re das et­wai­ge Hin­zu­tre­ten wei­te­rer För­de­rungs­mög­lich­kei­ten den Leis­tungs­aus­schluss nicht. Gegen das Ur­teil des LSG ist beim BSG unter dem Ak­ten­zei­chen B 7 AS 11/22 R die Re­vi­si­on an­hän­gig.

LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 16.12.2021 - L 6 AS 947/21

Redaktion beck-aktuell, 23. September 2022.

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