LSG Nord­rhein-West­fa­len: BSG-Recht­spre­chung zu sach­lich-rech­ne­ri­schen Rich­tig­keits­prü­fun­gen ohne Auf­wands­pau­scha­le gilt auch rück­wir­kend

Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nord­rhein-West­fa­len hat eine Kran­ken­haus­be­trei­be­rin im An­schluss an die Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts, wo­nach sach­lich-rech­ne­ri­sche Rich­tig­keits­prü­fun­gen des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes der Kran­ken­ver­si­che­rung (MDK) keine Auf­wands­pau­scha­le aus­lö­sen, zur Rück­zah­lung von Auf­wands­pau­scha­len ver­ur­teilt. Dabei ver­tritt das LSG die An­sicht, dass die BSG-Grund­sät­ze auch rück­wir­kend an­zu­wen­den seien. Das Ge­richt hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen (Ur­teil vom 13.12.2018, Az.: L 5 KR 738/16, BeckRS 2018, 40674).

Kran­ken­kas­se zahl­te nach be­an­stan­dungs­frei­er MDK-Prü­fung Auf­wands­pau­scha­len

Die Be­klag­te hatte der Klä­ge­rin für 71 sta­tio­nä­re Be­hand­lungs­fäl­le je­weils eine Ver­gü­tungs­rech­nung über­mit­telt. Da die an­schlie­ßen­de Prü­fung des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes der Kran­ken­ver­si­che­rung (MDK) in kei­nem die­ser Fälle zu einer Min­de­rung des Ab­rech­nungs­be­tra­ges führ­te, zahl­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten nach § 275 Abs. 1c Satz 3 SGB V je­weils eine Auf­wands­pau­scha­le in Höhe von 300 Euro. Spä­ter for­der­te die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten die Auf­wands­pau­scha­len mit der Be­grün­dung zu­rück, die Zah­lun­gen seien unter Be­rück­sich­ti­gung der Ur­tei­le des Bun­des­so­zi­al­ge­richts vom 01.07.2014 (Az.: B 1 KR 29/13 R) und vom 14.10.2014 (Az.: B 1 KR 26/13 R) zu Un­recht er­folgt.

LSG folgt BSG: Sach­lich-rech­ne­ri­sche Rich­tig­keits­prü­fun­gen lösen keine Auf­wands­pau­scha­le aus

Das LSG hat die Be­klag­te zur Rück­zah­lung der Auf­wands­pau­scha­len ver­ur­teilt. Das LSG folgt der ge­nann­ten Recht­spre­chung des BSG, das – an­ders als noch das SG Aa­chen – ent­schie­den habe, dass § 275 Abs. 1c SGB V auf sach­lich-rech­ne­ri­sche Rich­tig­keits­prü­fun­gen keine An­wen­dung finde. Um sol­che habe es sich hier ge­han­delt. Denn aus­weis­lich der an den MDK ge­rich­te­ten Prüf­fra­gen sei es nicht etwa um die Prü­fung der Not­wen­dig­keit der Kran­ken­haus­be­hand­lung als sol­cher oder deren Dauer (so­ge­nann­te Auf­fäl­lig­keits­prü­fun­gen) ge­gan­gen, son­dern aus­schlie­ß­lich um die Kor­rekt­heit der über­mit­tel­ten Ab­rech­nungs­da­ten, die für die Be­stim­mung der ab­zu­rech­nen­den Ent­gel­te ma­ß­ge­bend seien (rich­ti­ge Ko­die­rung von Haupt- und Ne­ben­dia­gno­sen, Kor­rekt­heit von Pro­ze­du­ren, Zu­satz­ent­gel­ten und Be­at­mungs­stun­den­an­zahl).

BSG-Grund­sät­ze auch rück­wir­kend an­zu­wen­den

Laut LSG sind die vom BSG auf­ge­stell­ten Grund­sät­ze auch rück­wir­kend an­zu­wen­den. Ins­be­son­de­re habe in dem hier frag­li­chen Zu­sam­men­hang bis Juli 2014 keine ge­fes­tig­te Recht­spre­chung be­stan­den, aus der sich eine Ver­trau­ens­grund­la­ge für das Be­hal­ten­dür­fen be­reits aus­ge­zahl­ter Auf­wands­pau­scha­len ab­lei­ten ließe.

LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 13.12.2018 - L 5 KR 738/16

Redaktion beck-aktuell, 5. April 2019.

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